„Assassin’s Creed Chronicles“: Assassinen-Trio zum Sparpreis

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Ubisoft gönnt „Assassin’s Creed“ keine Pause: Nach dem „Unity“-Desaster und noch vor dessen Nachfolger „Assassin’s Creed Victory“ schickt man mit den „Assassin’s Creed Chronicles“ gleich drei Download-Abenteuer ins Rennen.

Von Olaf Bleich

Entwickelt in Kooperation von Ubisoft Montreal und Climax Studios, entführt die Trilogie Spieler nach China, Indien und Russland. Doch diesmal gibt es keine offene Spielwelt und 3D-Grafik: Die „Assassin’s Creed Chronicles“ entpuppen sich als 2.5D-Plattformspiel mit viel Schleicherei und einem Hauch von „Mark of the Ninja“.

Neue Helden und ihre Welten

„Assassin’s Creed Chronicles“ splittet sich in drei Abenteuer mit eigenen Charakteren und Settings. Den Anfang macht Ende April „China“. Hier spielt Shao Jun die Hauptrolle. Sie wurde von Altmeister Ezio Auditore da Firenze ausgebildet und stemmt sich im China des 16. Jahrhundert gegen den Tiger-Clan der Templer.

Im Herbst folgt dann zunächst „India“ mit Assassine Abaaz Mir. Er geht auf die Suche nach einem mysteriösen Juwel. Seine Spezialität sind Wurfscheiben, die von Gegnern abprallen. Den Abschluss der Serie übernimmt schließlich „Russia“, wo Nikolai Orelov für die Sicherheit seiner Tochter kämpft. Jeder Teil der Chronik umfasst etwa fünf bis sieben Stunden Spielzeit und kostet 9,99 Euro.

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Die Macht der Farben

Der eigentliche Clou an den drei Teilen ist allerdings der wechselnde Grafikstil: Ubisoft Montreal und Climax Studios verleihen den verschiedenen Helden und deren Schauplätzen durch Wassermaltechnik und eine wechselnde Farbmotivik Individualität. „Russia“ beispielsweise verzichtet fast vollständig auf Farben und wirkt mit seiner Schwarz-Weiß-Darstellung ausgesprochen düster und bedrohlich. „India“ überflutet den Bildschirm hingegen förmlich mit Licht und Farben. Saftige Gelb-, Rot- und Grüntöne kreieren eine lebendige Stimmung und machen „India“ in Kombination mit der Level-Architektur zum vielleicht schönsten Spiel der Reihe.

„China“ liegt irgendwo dazwischen. Hier dominieren klare Farben und die typische Bauweise der chinesischen Architektur. Ähnlich wie in „Mirror’s Edge“ zeigt Ihnen die Farbe Rot den Weg durch die Abschnitte. Grün dagegen markiert benutzbare Objekte im Vorder- oder Hintergrund.

Plattform-Schleicherei mit Pfiff

Im Gegensatz zu den großen Teilen der „Assassin’s Creed“-Saga legen die Download-Abenteuer den Fokus mehr auf Stealth-Action. Gewalt stellt – zumindest in den spielbarenAbschnitten von „China“ und „India“ – die letzte Lösung dar. Gelbe Sichtkegel zeigen die Blickrichtung der Wachleute an. Damit die Assassinendame Shao Jun nicht entdeckt wird und somit Alarm auslöst, greift sie auf allerlei Hilfsmittel zurück. Mit einem einfachen Pfiff führt sie die Soldaten beispielsweise auf die falsche Fährte; Knallfrösche verwirren die Widersacher und öffnen ein kleines Zeitfenster für Attacken. Wurfmesser dienen in erster Linie zur Interaktion mit der Umgebung. In einem Abschnitt etwa zerschneidet Shao Jun damit ein Seil und lässt Kisten auf ihre Gegner regnen.

Klassisches Gameplay trifft auf 2,5D-Look

Die Entwickler bringen klassische Elemente der „Assassin’s Creed“-Serie clever in die neue, flache 2.5D-Spielwelt. An Aussichtspunkten beispielsweise verschafft man sich einen Überblick über den nächsten Abschnitt, ehe man mit einem Satz in die Tiefe springt. Mit der Adlersicht dagegen markiert man Feinde und schaut sich gleichzeitig frei auf dem vor einem liegenden Gebiet um. So basiert die Schleich-Action von „Assassin’s Creed Chronicles“ grundsätzlich auf dem cleveren Beobachten der Umgebung und dem Ausnutzen von Hilfsmitteln.

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Bitte anstellen!

Shao Jun beschränkt sich aber nicht allein auf die bloße 2D-Architektur, an Schlüsselstellen benutzt sie auch Vorder- und Hintergründe. So versteckt sie sich mit einem Tastendruck beispielsweise hinter Säulen, taucht kurz in anderen Gebäuden ab oder verkriecht sich in Erkern. Ein weiterer Klick genügt, und schon wechselt die Spielfigur geschwind die Stellung. Das schützt sie allerdings nicht davor, gelegentlich von den Wachen entdeckt zu werden. In den Kampfsequenzen offenbart „Assassin’s Creed Chronicles“ seine Schwächen: Die Gegner reihen sich aufgrund der 2D-Plattformen in einer langen Schlange auf, die Steuerung wirkt hölzern und wenig intuitiv. Wirklich Spaß machten die Auseinandersetzungen im Probespiel nicht.

„Assassin’s Creed Chronicles“ bewertet nach jedem Abschnitt die Aktionen des Spielers und lässt dafür Erfahrungspunkte springen. Leises Vorgehen wirkt sich positiver aus als die Rambo-Variante. So schalten Sie im Spielverlauf neue Aktionen wie etwa Shao Juns Sprungangriff oder eine Rutschattacke, aber auch Charakter- und Inventarerweiterungen frei.

Was uns gefällt

Ubisoft Montreal und Climax Studios geben sich redlich Mühe, das große „Assassin’s Creed“ sinnvoll in die 2.5D-Spielwelt zu adaptieren. Gerade das Benutzen von Gadgets oder typischen Elementen wie der Adlersicht wurde prima gelöst. Auch die Schleich-Optionen und die Interaktion mit den Hintergründen passen zum Grundtenor des Abenteuers. Optisches Highlight ist zweifellos der überraschend schöne Grafikstil und die Einbeziehung von Farben in den Spielverlauf.

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Was uns nicht gefällt

Nur wenige Abschnitte fühlten sich in „Assassin’s Creed Chronicles – China“ wirklich flüssig an. Stattdessen liefen gerade die ersten Versuche innerhalb eines neuen Spielgebiets häufig auf simples Ausprobieren heraus und endeten nicht selten im Neustart. Das Gegnerverhalten erschien schematisch und die Kämpfe wie in ein zweidimensionales Korsett gepresst.

Fazit

Ein solider Mix aus Schleich-Raffinesse und 2D-Kämpfen: Climax Studios und Ubisoft adaptieren die Tugenden von „Assassin’s Creed“ gekonnt in eine flache Spielwelt. Zwar werden die drei Zehn-Euro-Episoden keine Pflichttitel, aber beinharte Fans verkürzen sich damit die Wartezeit auf „Assassin’s Creed Victory“.

Infos zum Spiel

Titel: Assassin’s Creed Chronicles
Genre: Action-Adventure
Publisher: Ubisoft
Hersteller: Ubisoft Montreal / Climax Studios
Release-Termin: April 2015 („China“), Herbst 2015 („India“ und „Russia“)
Preis: Pro Episode 9,99 Euro
System: PC, PS4, Xbox One
USK-Freigabe: Noch nicht bekannt
Eindruck: Gut

Erschienen am 10. April 2015 bei T-Online.