„Anki Overdrive“: Die Carrera-Bahn der Zukunft

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Die Großeltern spielten noch mit Holzautos, Eltern zogen ihre Kreise mit der Carrera-Bahn. Und die Smartphone-Generation rast mit „Anki Overdrive“ über die selbstgebaute Rennpiste im Kinderzimmer.

Von Olaf Bleich

Das Hightech-Spielzeug verbindet Videospiel mit physischen Autos und kreativem Streckensystem. Die Redaktion hat die Macher in Köln besucht und sich den vielversprechenden Spielzeug-Gaming-Hybrid angesehen.

Mehr als nur ein Spielzeug

Anki Overdrive besteht grundsätzlich aus zwei Komponenten: Der kostenlosen App für iOS- und Android-Smartphones mit Bluetooth 4.0 sowie dem eigentlichen Spielzeug aus Plastik und Metall. Das Starter-Kit kommt am 20. September 2015 in den USA, England und Deutschland in die Läden. Hierzulande kostet das Set – bestehend aus vier Geraden, sechs Kurven, zwei Streckenhebern, zwei Fahrzeugen (Groundshock und Skull), einer Ladestation und einem Reinigungsset – rund 180 Euro.

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Ein auf den ersten Blick stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass es sich hier doch „nur“ um ein Spielzeug für die Kleinen handeln soll. Und wenn dann noch ein weiterer Wagen 60 Euro verschlingt, steckt manch ein Familienvater womöglich schnell die Kreditkarte wieder ein. Doch Anki Overdrive ist mehr: In den Fahrzeugen stecken kleine Computer mit Sensoren zur Streckenerkennung und leistungsstarke 50 Megahertz-Prozessoren, die das Fahrverhalten der Boliden kontrollieren.

Einfach, aber genial

Hanns Tappeiner studierte an der Technischen Universität in Wien und machte seinen Master am Robotics Institute der Carnegie Mellon University in den Vereinigten Staaten. Er ist Mitbegründer der Firma „Anki“ und stellt sein Projekt vor: „Anki Drive gehörte Weihnachten 2014 zu den erfolgreichsten Spielzeugen in den USA. Mit Overdrive wollen wir auch England und Deutschland beliefern.“ Ihm geht es vor allem um eine einfache Handhabung: „Unsere Strecken basieren auf dem Flex-Track-System. Man steckt sie aneinander. Magneten halten sie zusammen. Da kann nichts brechen. Strom fließt ebenfalls nicht“, erklärt der gebürtige Frankfurter.

Die kleinen Autos wurden von Harald Belker designt. Er arbeitete bereits für Hollywood und entwickelte beispielsweise das Batmobil aus „Batman & Robin“ oder den Anzug von Iron Man. Die Fahrzeuge hören auf futuristische Namen wie Thermo oder Groundshock und besitzen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten. Gesteuert werden sie über die kostenlose Smartphone-App. Zu Beginn jedes Rennens stellt man eine Verbindung zwischen Autos und Programm her, anschließend fahren die Boliden den Kurs ab und scannen dabei die Strecke. Man sieht, wie sich der Kurs langsam auf dem Handy-Display aufbaut und die App die Daten speichert. Nach zwei Runden hat sich die künstliche Intelligenz auf den neuen Kurs eingestellt und ist konkurrenzfähig. Die Supercars scannen die Strecke mit ihren Kameras beeindruckende 500 Mal pro Sekunde und können jeden beliebigen Kurs befahren.

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Zwischen Videospiel und Spielzeug

„Anki Overdrive bietet nicht nur einfache Rennen. Es beinhaltet ein komplexes Fortschrittssystem, verschiedene Spielmodi und freischaltbare Waffensysteme. Außerdem erweitern wir die App zukünftig kostenlos und liefern so immer neue Inhalte“, erklärt Hanns Tappeiner im Interview. Im Spiel trifft man auf 25 Commander. Richtig gelesen: Anki Overdrive kann man auch allein spielen. Dann fährt man einfach gegen von der KI gesteuerte Wagen. Die Commander besitzen ihre eigenes Naturell und ihre persönlichen Vorlieben. Sie lernen sogar dazu und verbessern sich, je häufiger sie eine Streckenkonstruktion fahren.

Die Spielarten wiederum mopst Anki Overdrive geschickt von anderen Rennspielen. Battle erinnert an Nintendos Wii-U-Racer „Mario Kart 8“: Hier klaut man seinen Gegnern mit Waffengewalt drei Energiefelder. In Time Trial kämpft man hingegen um die Bestzeit. Und in King of the Hill macht man Jagd auf den aktuellen König und versucht, ihm die Krone zu stehlen. Wer den Titel am längsten trägt, gewinnt!

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Anki Overdrive im Praxistest

Aber wie fährt sich Anki Overdrive denn jetzt wirklich? Die klare Antwort: Kinderleicht und absolut ausgezeichnet. Bei der Anspielrunde in Köln kontrolliert man seinen Boliden mit Hilfe eines iPhones 6. Nachdem man alle Einstellungen vorgenommen hat, erscheint auf dem Bildschirm das Cockpit des eigenen Fahrzeugs. Sobald das Startsignal ertönt, fahren die Supercars mit mittlerem Tempo automatisch los. Über einen eingeblendeten Schieberegler gibt man Gas oder drosselt das Tempo.

Der vollständige Artikel ist am 02. Juli 2015 bei T-Online erschienen.