„Total War: Rome 2“ im Test: Die Geschichte der Antike neu schreiben

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Im neuen „Total War“-Strategie-Epos setzt Sega den Aufstiegs Roms zur Supermacht der Antike spektakulär und gut spielbar in Szene.


Von Markus Fiedler 

Die „Total War“-Reihe begeistert nun schon seit über 13 Jahren Strategie-Fans rund um den Globus. Doch so richtig bekannt wurde die Serie 2004 durch das bisherige Prunkstück „Rome“. Daran schließen die Macher von Creative Assembly nun nach langer Entwicklungszeit endlich an und liefern mit „Total War: Rome 2“ für den PC ein neues Genre-Highlight ab: So komplex und anspruchsvoll wie eh und je, dabei aber besser zugänglich als die bisherigen Games aus der Strategiespiel-Reihe.

Total War: Rome 2 – Sieben auf einen Streich

Zu Beginn einer Partie müssen Sie sich zunächst für eine der neun spielbaren historischen Fraktionen (unterteilt in die drei Kulturen: römisch-griechisch, barbarisch und östlich) entscheiden. Die titelgebenden Römer stehen ebenso zur Auswahl wie die barbarischen Germanen im Norden, die Ägypter oder Karthago, das Rom fast besiegt hätte. Die Fraktionen haben unterschiedliche Forschungs- und Entwicklungsbäume und spielen sich auch leicht unterschiedlich. So steht es dem Spieler durchaus frei, es als karthagischer Befehlshaber besser zu machen als Hannibal und ebenfalls seine Truppen, inklusive Kriegselefanten, zum Sieg gegen Rom über die Alpen zu treiben.

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Die einfachste Wahl sind aber die Römer, denn die Fiktion folgt hier den historischen Fakten: Die taktisch geschulten und disziplinierten Legionen der damaligen Republik fegen auch in Segas Strategiespiel die Gegner förmlich vom Schlachtfeld, und andere Fraktionen müssen viel aufbieten, um Gefechte gegen diese gut ausgebildeten Kämpfer zu bestehen. Allerdings geht es in Rom selbst innerhalb der drei konkurrierenden Familien hoch her: Verschwörungen, Politik, Intrigen, Revolten, Loyalität, Ehre, Ehrgeiz und Verrat spielen eine wichtige Rolle und können die Geschicke Roms in durchaus unterschiedliche Richtungen lenken.

Die Wahl der Waffen

Sie können bei jeder Schlacht frei wählen, ob Sie sich selbst in den Kampf stürzen und Ihre Truppen befehligen wollen oder das gesamte Gefecht per Knopfdruck vom Computer berechnen lassen und ein sofortiges Ergebnis haben möchten. Zwar sind die grafisch hübschen Schlachten taktisch anspruchsvoll und somit für Strategie-Gourmets durchaus empfehlenswert, sie entpuppen sich aber als echte Zeitfresser: Bis zu 60 Minuten kann so ein Scharmützel dauern. Und selbst wenn Sie den Computer Ihre Arbeit tun lassen, kann eine Rome 2-Partie locker 50 bis 60 Stunden dauern, ehe Sie genug Provinzen erobert haben, um zu siegen. Wer alles selber spielt, wird wohl bei der vierfachen Dauer landen. Bis zu 700 verschiedene Einheiten marschieren in den Kämpfen auf.

Größte Neuerung bei den Schlachten und obendrein ein echter Hingucker: See-und Landkämpfe können jetzt gemischt werden, die Belagerung einer Hafenstadt kann also sowohl mit Infanterie und Kavallerie als auch mit Triremen geführt werden – gleichzeitig. Zudem kann man im 2-Spieler-Modus sowohl mit- als auch gegeneinander antreten.

Viel Klein-Klein

Neu im Spieldesign ist die Provinz: Die besteht jetzt aus zwei bis vier Regionen mit je einer Stadt darin. Wer alle Regionen erobert hat, dem gehört die Provinz, und er kann per Erlass für mehr Nahrungsproduktion oder höhere Steuereinnahmen sorgen. Man verliert diese Privilegien aber auch wieder, wenn eine Region dem Feind in die Hände fällt. Die Provinz-Idee sorgt für zusätzliche Möglichkeiten beim Errichten eines Weltreiches und erlaubt eine weitere Spezialisierung bestimmter Gebiete auf der Karte. Und die ohnehin riesige Karte wird durch die kleinteilige Aufteilung in Provinzen und Regionen noch imposanter und schwerer zu erobern.

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Wiki und mehr

Für ausreichend Hilfestellung haben die Entwickler ebenfalls gesorgt: Ob Schaltfläche, Knopf oder Menü, fast immer öffnet ein Mouseover sofort einen Erklärungskasten, der genau beschreibt, worum es an dieser Stelle des Spiels geht. Gleichzeitig wurden einige alte Zöpfe zugunsten von etwas entschlacktem, flüssigem Spiel abgeschnitten, was dem Gesamtkunstwerk wirklich gut tut. Interessant ist die neue Einheitenkamera, die es dem Spieler erlaubt, die Kämpfe mit alle ihren Facetten hautnah mitzuerleben, Wichtiger ist aber die Taktikperspektive – also die Draufsicht auf das Kampfgeschehen von oben, die dem Spieler dabei hilft, die strategisch richtigen Entscheidungen zu treffen.

Was wir mögen

Die Total War-Reihe verleugnet sich auch mit Rome 2 nicht und bleibt ihrer Linie treu: Anspruchsvolle rundenbasierte Strategie mit Echtzeitkämpfen nach Wahl, forderndes Gameplay und viele große und kleine Dinge, die ein angehender Herrscher bedenken muss. Das ist mindestens so gut wie immer, aber dank einiger neuer Hilfsmittel auch für Neulinge im Genre nun besser begreif- und erlernbar. Technisch punktet das Spiel vor allem mit seinen imposanten Massenschlachten, detaillierten Einheiten und einer stets passenden Soundkulisse nebst prima Musik und authentischen Kampfgeräuschen.

Was wir nicht mögen

Je länger die Kampagne dauert, desto länger dauert es, bis alle Gegner gezogen haben. So können Sie nach Beendigung Ihres Zuges getrost einen Kaffee holen gehen – und haben eine gute Chance, dass der Feind bei Ihrer Rückkehr immer noch nicht fertig ist. So schön und wichtig es ist, den Gegnern in Ihrer unmittelbaren Umgebung dabei zusehen zu können, wo sie ihre Armeen hinziehen, so nervig ist es, wenn Fraktionen am anderen Ende der Welt zwei oder mehr Minuten verbrauchen. Außerdem plagen hier und da noch einige gravierende Bugs in den Bereichen Grafik und Gameplay das Spiel. Besonders der alte Kasus Knaxus der Total War-Reihe, die KI, lässt stellenweise noch sehr zu wünschen übrig und macht viele Fehler. Hier gelobt Creative Assembly allerdings Besserung durch regelmäßige Patches. Wer noch etwas Geduld aufbringen kann, sollte gegebenenfalls warten, bis die gröbsten Schnitzer entfernt wurden.

Fazit

Die Mischung aus rundenbasierten Kämpfen und Echtzeit-Action ist schon immer einmalig gewesen, aber sie war nie besser als hier. Leichter zugänglich und stromlinienförmiger als die Vorgänger, aber mit dem Charme des ersten Teils, macht „Total War: Rome 2“ so viel richtig, dass hier Fans wie Neueinsteiger begeistert sein werden. Strategie-Oberklasse!

Infos zum Spiel

Titel: Total War – Rome 2
Genre: Strategiespiel
Publisher: Sega
Hersteller: Creative Assembly
Release: Im Handel
Preis: zirka 50 Euro
System: Windows-PC
USK-FreigabeAb 12 Jahren
Wertung: Sehr gut

Erschienen am 11. September 2013 bei T-Online