„Final Fantasy 14 – A Realm Reborn“ im Test: Wie Phönix aus der Asche

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Nach der Generalüberholung erstrahlt die Fantasy-Welt Eorzea in neuem Glanz. Ist jetzt endlich Schluss mit Pleiten, Pech und Pannen?


Von Benedikt Plass-Fleßenkämper und André Linken 

Als „Final Fantasy 14“ im September 2010 erschien, befand sich das Online-Rollenspiel in einem kläglichen Zustand. Sperrige Bedienung, mittelprächtige Technik und viele Fehler vermiesten Fans den Spielspaß. Der Aufschrei in der Community war groß, die Macher senkten reumütig den Kopf – und gelobten Besserung.

Und wie sieht’s jetzt aus? Tatsächlich: Square Enix hat Wort gehalten – der Neustart „Final Fantasy 14 – A Realm Reborn“ beweist eindrucksvoll, dass ein totgeglaubtes Spiel ein kräftiges Comeback feiern kann.

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Schönere Grafik

Die General-Überholung hat vor allem der Grafik gutgetan: Die Charaktere sehen viel attraktiver aus, die Landschaften sind herrlich detailliert, und bildschirmfüllende Kampf- und Zaubereffekte sorgen für „Wow“-Momente. Das Fantasy-Reich Eorzea wirkt deutlich lebendiger: Man möchte freiwillig darin versinken, um die weiten Wälder zu erkunden und Abenteuer zu erleben.

Super: Dank „Crossplay“ können sich PS3- und PC-Gamer gleichzeitig in dem Rollenspiel versuchen. Auch die Menüführung ist aufgeräumter und zugänglicher. PC-Nutzer haben dabei die Wahl zwischen der gelungenen Gamepad-Steuerung und der noch intuitiveren Maus-

Lust auf Experimente

Der spielerische Kern von „Final Fantasy 14“ blieb unverändert: Für Ihre Online-Karriere stehen Ihnen acht Charakterklassen und fünf Völker zur Wahl, darunter der Waldläufer als gewiefter Distanzkämpfer, der auf Nahkampf spezialisierte Pikenier mit seiner Lanze und der Thaumaturg, der auf Magie setzt.

Starre Klassenbeschränkungen gibt es aber erfreulicherweise nicht: Wer einem Charakter ab Stufe 10 eine andere Waffe in die Hand drückt, wechselt gleichzeitig die Klasse. Experimentieren ist hier erlaubt – und sogar ausdrücklich erwünscht.

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Risiko lohnt sich: Bei Handwerks-Jobs entscheidet der Spieler, ob er seine Produkte schnell oder aufwendiger herstellt. Die zweite Variante kann zwar schiefgehen und verbraucht mehr Arbeitsschritte. Ist die Produktion erfolgreich, freuen Sie sich aber über Qualitätsboni in mehreren Stufen.

Öfters mal den Job wechseln

Im Gegensatz zur Urversion bietet „A Realm Reborn“ massig Aufgaben – sowohl in der übergreifenden Story mit drei Geschichtssträngen als auch in Form von netten Nebenjobs. Die Quests reichen von simplen Botengängen bis hin zum Töten riesiger Kreaturen wie Dämonen oder Drachen.

Innovative Ideen sucht man allerdings vergebens, in der Regel endet jeder Auftrag mit einem Kampf. Dafür geht’s hier wesentlich temporeicher als früher zur Sache. Die Scharmützel laufen zwar immer noch nach dem bekannten Prinzip, Fähigkeiten aneinanderzureihen, sie sind aber dynamischer und vermitteln ein gutes Gefühl von Action und Dramatik. Besonders mit einigen Online-Kameraden sind die Kämpfe ein echtes Erlebnis.

Dank einer bequemen Suchoption finden Sie schnell Gruppen für größere Quests und Vier-Spieler-Dungeons. Selbst an Gildenfunktionen haben die Entwickler diesmal gedacht. Hinzu kommen die kurzweiligen „Fate“-Events – zufällig im Spiel auftauchende Ereignisse, denen Sie sich jederzeit anschließen dürfen.

Doch auch wer nicht so gerne zu Bogen, Schwert und Zauberstab greift, hat in Eorzea dank des ausgereiften Crafting-Systems einiges zu tun: Minenarbeiter, Angler und andere Sammelberufe liefern Rohstoffe, die Handwerker zu Ausrüstungsteilen, Lebensmitteln oder Tränken verarbeiten.

Recycling in Eorzea: Einige Rüstungen und Waffen verfügen über Sockel. Die können Sie mithilfe der Substanz Materia aufwerten und dann entsprechende Boni einsacken. Materia lässt sich durch Wiederverwertung alter Ausrüstung gewinnen.

Zukunftssicher

Dem Spiel ist deutlich anzumerken, dass noch das ein oder andere Teilchen im großen Gesamtbild fehlt. Vor allem im „Endgame“ für hochstufige Charaktere mit Maximal-Level 50 gibt’s derzeit kaum Beschäftigungsmöglichkeiten.

Ein großer Schlachtzug für bis zu 24 Spieler ist jedoch bereits in Arbeit. Auch Spieler-gegen-Spieler-Kämpfe (PvP) sollen im Rahmen des nächsten großen Inhalts-Patches folgen. Square Enix will diese Updates im Drei-Monats-Rhythmus veröffentlichen. Die mittelfristige Zukunft des Online-Rollenspiels dürfte also gesichert sein.

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Gruppenzwang: Große Teile des Spiels können Sie allein meistern, doch innerhalb der Story-Quests gibt es einige Missionen, für die Sie zwingend eine Gruppe benötigen. Über die Suchfunktion finden sich aber meist im Nu ein paar Gleichgesinnte.

Fazit: Final Fantasy 14 – A Realm Reborn

Sie reiten gern auf Chocobos, mögen klassische Online-Rollenspiele à la „World of Warcraft“ und haben mit monatlichen Abo-Kosten von rund 13 Euro kein Problem? Dann geben Sie „Final Fantasy 14“ noch einmal eine Chance! Revolutionäre Ideen gibt es hier zwar nicht, dafür aber ein gut funktionierendes Klassen- und Handwerkssystem, eine liebevolle, schön präsentierte Spielwelt mit reichlich Atmosphäre und eine hilfsbereite Community.

Testnote: gut, 2,38

+
  • Detaillierte Spielfiguren
  • Präzise Steuerung für PC und PS3
  • Toller Mehrspielermodus
  • Mäßige Aufgaben in der Solokampagne
  • Verbindungsprobleme zum Spielstart
  • Ein Fehlstart Man sollte meinen, Square Enix hätte aus alten Fehlern gelernt, doch leider war der offizielle Start von "A Realm Reborn" eine mittelschwere Katastrophe. Die meisten Spieler kamen in den ersten Tagen wegen des großen Andrangs nur sporadisch oder gar nicht auf die Spiel-Server, stattdessen verbrachten sie nervige Minuten oder gar Stunden in der Warteschlange. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt – dennoch ärgern sich diejenigen, die sich monatelang auf das Spiel gefreut haben. Immerhin: Als kleine Entschädigung verlängerte Square Enix die 30-tägige kostenlose Probezeit um sieben weitere Tage.

    Ein Fehlstart
    Man sollte meinen, Square Enix hätte aus alten Fehlern gelernt, doch leider war der offizielle Start von „A Realm Reborn“ eine mittelschwere Katastrophe. Die meisten Spieler kamen in den ersten Tagen wegen des großen Andrangs nur sporadisch oder gar nicht auf die Spiel-Server, stattdessen verbrachten sie nervige Minuten oder gar Stunden in der Warteschlange. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt – dennoch ärgern sich diejenigen, die sich monatelang auf das Spiel gefreut haben. Immerhin: Als kleine Entschädigung verlängerte Square Enix die 30-tägige kostenlose Probezeit um sieben weitere Tage.

    Der Artikel ist am 25.09.2013 bei COMPUTER BILD SPIELE erschienen.