„Prince of Persia: The Shadow and the Flame“ für iOS und Android im Test: Der Krampf mit dem Kampf

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Jordan Mechners Kultspiel für unterwegs: Diese Neuinterpretation des zweiten Ur-„Prince of Persia“ hat Schwächen, aber auch jede Menge Charme — und ist ziemlich fordernd.


Von Jürgen Kroder 

Remakes von Kult-Games sind ein Dauerbrenner. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Spieler wissen, was sie erwartet, und Entwickler und Publisher können mit sicheren Umsätzen rechnen.

Das dachte sich wohl auch Ubisoft, als sie kürzlich „Prince of Persia: The Shadow and the Flame“ für iOS und Android veröffentlichten. Dabei handelt es sich um die Neufassung des zweiten „Prince of Persia“-Teils, der zum ersten Mal vor knapp 20 Jahren erschien. Setzt der französische Hersteller hier auf Retro-Flair, oder verpasst er dem Klassiker neue Akzente?

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Prince of Persia: The Shadow and the Flame – Zeitsprung in die Gegenwart

Einige Retro-Remakes leben davon, dass sie mit ein paar kosmetischen Anpassungen fast 1:1 in die Neuzeit gebracht werden. Das hat Ubisoft bei „Prince of Persia: The Shadow and the Flame“ nicht getan. Stattdessen orientierten sich die Entwickler lediglich an dem Vorbild, packten es aber in ein komplett neues Gewand. Das heißt: Von der Grafik über den Sound bis hin zum Gameplay ist hier alles — mehr oder weniger — neu. Zuerst beginnt das Mobilspiel aber mit einem Element, das leider beibehalten wurde: der platten Story.

Herumhüpfen in Persien

Das Königreich ist in Gefahr, und die Prinzessin wurde entführt – also muss der Spieler in Form des jungen Adeligen für Ordnung und für die Rettung der holden Maid sorgen. Gääähhhnnnn… . Immerhin, es geht relativ schnell zur Sache: Das Abenteuer beginnt mit einer ersten Action-Einlage, in welcher der Held über die Dächer einer Stadt flitzt und mit Pfeilen beschossen wird. Dann stellen sich ihm die ersten Gegner in den Weg, die er mit seinem Schwert niederstrecken muss. Wer das überlebt hat, hat zugleich die Einführung in die Steuerung hinter sich gebracht.

Knifflige Handhabung

Eben diese Steuerung hat es hier durchaus in sich: Wer auf Jump’n’Run-Spiele der klassischen Schule steht steht und schon den einen oder anderen Prince of Persia-Teil gespielt hat, der wird die vielen Bewegungsmöglichkeiten begrüßen, die einem hier zur Verfügung stehen. Typische Mobilspieler, die heutzutage auf simple Steuerungen geeicht werden, rümpfen hingegen die Nase.

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Trotzdem muss man Ubisoft loben: Sie haben die Kontrolle des agilen Prinzen auf Touch-Displays gut umgesetzt. Während man mit den linken Daumen den Thronfolger nach links und rechts bewegt, lässt man ihn mit Wischbewegungen auf der rechten Seite des Bildschirms hüpfen, an Vorsprüngen hochklettern oder Gegner mit Attacken angreifen.

Klein und gemein

„Prince of Persia: The Shadow and the Flame“ bietet im Grunde zwei Spielelemente. Auf der einen Seite geht es darum, sich durch teils komplex gebaute Levels zu bewegen und die richtigen Wege zu finden. Viele Abzweigungen und Verstecke wecken den Forscherdrang, der mit Goldmünzen und Heiltränken belohnt wird. Auf seinem gefährlichen Weg durch Städte und Höhlen muss der Prinz auch viele Fallen meistern: Brüchige Bodenplatten, Schussanlagen, Stacheln und Spieße aus Decken und Böden sind nur ein paar Beispiele. Die Entwickler haben dabei allerlei Gemeinheiten eingebaut: Ein falscher Tritt, und schon landet man im Jenseits. Das zweite Spielelement besteht aus den Kämpfen: Alle paar Pixel-Meter stoßen Sie auf Skelette, grimmige Turbanträger oder Zwischenbosse, mit denen Sie sich heiße Schwertkämpfe liefern.

Was uns gefällt

„Prince of Persia: The Shadow and the Flame“ sieht erstklassig aus, da freut sich das Auge. Die vielseitigen Bewegungen machen ebenfalls richtig was her, da könnte sogar Lara Croft neidisch werden. Das Gameplay orientiert sich an der 20 Jahre alten Vorlage. Das heißt, dass das Remake auch dementsprechend schwer ausfällt. Somit eignet sich Ubisofts Hüpf- und Kampfspiel definitiv nicht für Einsteiger, wird Profis aber begeistern.

Was uns nicht gefällt

Ob man harte Games goutiert oder nicht, das liegt am eigenen Geschmack. Was uns aber zu denken gibt, ist die Steuerung. Für ein Spiel mit derart komplexen Bewegungen braucht man für die optimale Bedienung eigentlich ein Gamepad. Die Bedienung über das Touch-Display erweist sich oft als zu ungenau. Dazu kommt noch, dass die Eingaben oft gar nicht oder nur sehr verzögert erkannt werden – ein Problem, das sporadisch bei manchen iPhone- und iPad-Modellen auftritt. Das macht die Geschichte für die Betroffenen recht ärgerlich, da das Mobilspiel so stellenweise frustrierend schwer wird. Und dass man innerhalb eines Levels nicht speichern kann, das stößt ebenfalls sauer auf.

Fazit

Das neue Prince of Persia spaltet die Gemüter, was man deutlich an den vielen hohen, aber auch sehr niedrigen Bewertungen bei iTunes sehen kann. Wer auf schwere Jump’n’Runs wie aus den Anfangszeiten der Computerspiele steht, der hat mit „Prince of Persia: The Shadow and the Flame“ eine Riesenfreude. Für Gelegenheitsspieler, die einen netten Hüpfspaß suchen, ist dieses iOS- und Android-Game jedoch nicht geeignet.

Infos zum Spiel

Titel: Prince of Persia – The Shadow and the Flame
Genre: Jump’n’Run
Hersteller / Publisher: Ubisoft
Release-Termin: Im Handel
Preis: 2,69 Euro
System: iOS, Android
USK-Freigabe: Ab 9 Jahren
Wertung: Gut

Erschienen am 02. Oktober 2013 bei T-Online