Gescheiterte Zukunftsvisionen

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Visionäre gibt es viel zu wenige – sagt man. Die wenigen, die etwas wagen, tummeln sich heute auf Crowdfunding-Portalen und scheitern viel zu häufig.

Früher hingegen trauten sich die Menschen noch, an ihre Idee zu glauben. Auch wenn man vielen direkt ansehen konnte, dass sie zum Scheitern verurteilt waren.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper und Sebastian Weber 

Die Laserdisc im Vergleich mit einer herkömmlichen CD. Quelle: Robert Mönnich

Die Laserdisc im Vergleich mit einer herkömmlichen CD. Quelle: Robert Mönnich

Laserdisc

Was wurde uns versprochen?

Zu ihrer Markteinführung im Jahr 1978 versprach sich jeder von der Laserdisc einen enormen Sprung in Sachen Bild- und Tonqualität. Das galt sowohl für den Videobereich, wo die Frisbee-große Datenscheibe gern von professionellen Anwendern genutzt wurde, als auch im Spielesektor. Dort sorgten Titel wie Dragon’s Lair, Space Ace (gibt’s beide als iOS-Remake) bei der Jugend für unkontrollierte Zuckungen und offene Münder. Warum? Erstmals bewegten sich nicht nur langweilige Sprites über den Fernseher, sondern richtige Spielfiguren in interaktiven Filmszenen. Das sieht teilweise heute noch klasse aus.

Wie/Warum wurde das Versprechen gebrochen?

Das Problem der Laserdisc war, dass sie sich nie auf dem Massenmarkt durchgesetzt hat. Deshalb kamen nur wenige Titel in den Handel, unter anderem von Sega oder American Laser Disc. Das lag aber auch an den Nachteilen im Filmbereich: Zwar bot das System bessere Bild-und Tonqualität als die seinerzeit populäre VHS-Kassette, doch gleichzeitig waren die Discs schwerer und empfindlicher als die guten alten Videomagnetbänder.

Was haben wir stattdessen bekommen?

Da die Laserdisc von zu wenigen Kunden genutzt und zudem recht schnell durch andere Medien ersetzt wurde, erschienen kaum Spiele. Die meisten Games waren zudem eher anspruchslose Rail-Shooter. Also im Prinzip genau der Kram, der heute im Blockbustergewand gefühlte Milliarden-Dollar-Umsätze generiert.

Wie enttäuscht waren wir?

Mit der DVD erschien ein deutlich besseres Medium, deshalb hielt sich die Enttäuschung in Grenzen – außer vielleicht bei den wenigen Sammlern, die es heute noch gibt.

Was wäre eine Alternative?

Der Datenträger verschwand mit der Einführung der DVD nach und nach; die letzte Laserdisc wurde 2001 in Japan veröffentlicht. Die Vorteile der DVD: mehr Speicherplatz, und im Filmbereich eine höhere Auflösung und besserer Ton. Inzwischen konsequent fortgeführt und verbessert durch die Blu-ray.

geehee

GEE

Was wurde uns versprochen?

„Games Entertainment Education“, kurz GEE – ein Magazin für ein eher erwachsenes Publikum und langjährige Videospieler, Veteranen des Games-Bereichs, später mit der Unterzeile „Love *for* Games“ versehen. Keines der simplen Vorschau- und Testkatalog-Heftchen, sondern eine anspruchsvolle Zeitschrift mit Reportagen und Hintergründen rund um das Thema Videospielkultur (auch wenn es trotzdem Rezensionen gab).

Wie/Warum wurde das Versprechen gebrochen?

Gebrochen haben die Macher der GEE ihre Versprechen nicht, sondern auf den Punkt abgeliefert. Doch leider existierte kein – oder ein nur zu kleines – Publikum, das der GEE die Treue gehalten hätte.

Was haben wir stattdessen bekommen?

Zunächst bekamen wir ein tolles Printmagazin, das achtmal im Jahr erschien. Ab Mitte 2011 kam GEE dann nur noch unregelmäßig, später nur noch in digitaler (Tablet-)Form. Inzwischen ist es seit Februar 2013 ruhig um sie geworden. Im Oktober erschien mit der Jubiläumsausgabe zum zehnten Geburtstag zugleich die letzte offizielle GEE. Traurig. 

Wie enttäuscht waren wir?

Da die Leserschaft der GEE sich leider in Grenzen hielt, dürfte die generelle Enttäuschung nicht allzu groß gewesen sein. Unter den treuen Fans des Magazins dagegen sieht das natürlich anders aus, denn seit dem Untergang der GEE gibt es kein ernst zu nehmendes Magazin in Deutschland, das Videospiele als das ansieht, was sie sein können: ein Teil der Kultur und Kunst. Ah, Moment, da war doch noch so ein obskures Bookzine, das alle sechs Monate erscheint …

Was wäre eine Alternative?

Das englische Magazin Edge könnte hier gerade noch als Alternative durchgehen, da es sich teilweise mit ähnlichen Themen befasst wie die GEE seinerzeit. Der Verlag Computec Media AG bringt seit Oktober 2013 eine deutsche Fassung der Edge in digitaler Form als iPad-App heraus. Mal sehen, wie sich das Ding entwickelt. 

Der komplette Text mit vielen weiteren gescheiterten Zukunftsvisionen ist erschienen in WASD #4.

Hier kann man das Heft gerne direkt online bestellen.