Schöner, schlauer und interessanter: Hands-on-Preview zu „Die Sims 4“

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Die beliebte Lebenssimulation geht in die vierte Runde – wir haben schon mal reingeschaut.

Von Roland Austinat, San Francisco

14 Jahre nach der Weltpremiere erscheint im Herbst 2014 der vierte Teil der Sims-Lebenssimulation: Wir bauen ein digitales Eigenheim, in dem digitale Persönlichkeiten wohnen, die wir ebenfalls selbst erschaffen haben. Was diese dann miteinander und in ihrem Heimatort erleben, bietet mehr Unterhaltung als die beste Seifenoper. Dieses Spielprinzip hat sich vom ersten Spiel an nicht geändert. Wohl aber die grafische Qualität und die Intelligenz der simulierten Menschen, wie wir bei einem Besuch der Entwickler herausfinden konnten. Die Sims 4, das am 4. September für den PC erscheint, kehrt zu den Tugenden des ersten Teils zurück: Ein generalüberholter Bau-Modus soll den Eigenheimbau komfortabler und gerade auch für weniger geschickte Baumeister zugänglicher machen, ein stark erweiterter „Create a Sim“-Modus soll für Pixelbürger mit mehr Persönlichkeit und Tiefgang sorgen.

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Selbst ist der Baumeister

Was wir bei unseren ersten Versuchen im Bau-Modus sofort feststellen können: Die Sims 4 besitzt eine Bedienoberfläche, die im Vergleich zum Vorgänger sowohl komfortabler ist als auch weniger Platz auf dem Bildschirm einnimmt. Das Spiel merkt, wenn wir mehrere Wände zu einem Raum zusammenfügen, passt diesen automatisch an einen zweiten daran angefügten an – auch dann, wenn wir beispielsweise eine Gartenterrasse anbauen. Der Umgang mit Fenstern und Hausdächern, bisher ein eher eingeschränktes Vergnügen, wurde stark erweitert: Die Höhe beziehungsweise Position eines Fensters ist jetzt beliebig und unabhängig von anderen Fenstern wählbar, außerdem lassen sich Hausdächer jetzt in beliebige Richtungen formen und verschieben.

Schöne Wohnungen auf Knopfdruck

Zum Vergleich: Bisher mussten sich alle Fenster auf der gleichen Höhe befinden und Dächer konnten maximal eine unterschiedliche Höhe verpasst bekommen. Was die Inneneinrichtung angeht, so bauten die Designer einige Musterzimmer zusammen, aus denen wir entweder einige Elemente übernehmen oder sie gleich komplett in unser Haus versetzen können. So gelingen im Nu schicke eingerichtete Wohnungen, die sich mit zusätzlichen Elementen individuell verschönern lassen. Eine pfiffige Suchfunktion erleichtert dabei das Auffinden von Gegenständen wie einem Computer oder einer Geburtstagstorte, die in mehr als nur einem Musterzimmer zu finden sind.

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Wunsch-Sim im Eigenbau

Auch im „Create a Sim“-Modus tritt die Bedienoberfläche behutsam in den Hintergrund. Statt mit Knöpfen, Schaltern und Schiebereglern verändern wir unseren Sim per Mausklick und passen so unter anderem Hüften, Schultern, Unterarme, Beine, Waden, Füße, Bauch, Hintern, Haare und die Haltung unseres digitalen Menschleins an unsere Wünsche an. Nase, Nasenlöcher, Augen, Lippen, Wangen, Kinn – der Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt.

Nach den grundlegenden Eigenschaften geht’s an die Garderobe: Hunderte von Hosen, Hemden, Schuhen, Jacken, Kleidern, Röcken wollen ausprobiert werden, dazu kommen Accessoires wie Sonnenbrillen, Halsketten, Armbänder und Hüte. Erwähnten wir die zahlreichen Make-up-Varianten? Wen das alles etwas überwältigt, der wählt wie schon im Bau-Modus aus „vorkonfigurierten“ Looks aus, ob sein Sim eher bodenständig mit Jeans und Holzfäller-Hemd oder im roten Minikleid mit Diamantarm- und Stachelhalsband unterwegs sein soll.

Sims mit Persönlichkeit

Die angesprochene Persönlichkeitstiefe erhält jeder Sim über ein Hauptziel wie Wissen, Familie, Natur und Kreativität. Die gliedern sich dann weiter auf: Ein Kreativling kann beispielsweise ein Maler, Schriftsteller oder Musiker werden. Diese Hauptziele und Spezialisierungen beeinflussen, wie der Sim sich im Laufe seines Lebens entwickelt und schalten zusätzliche Bonuseigenschaften frei. Ist ein Sim ein Feinschmecker, hat er ein besonderes Händchen dafür, leckeres Essen zuzubereiten. Für noch mehr Details sorgen drei zusätzliche Eigenschaften, die wir bei jedem Sim aus neu Emotionen, sechs Hobbys, zwölf Lebensweisen und neu sozialen Eigenarten festlegen.

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Foodie trifft Messie

Zeit, die Sims auf ihr Umfeld loszulassen. Da wären etwa Opa Michael und Enkeltochter Kimberley: Kimberley serviert zum Mittagessen ein paar selbst zubereitete Sandwiches, allerdings liegen die schon einen Tag lang offen herum. Foodie Michael isst die mit sichtbarem Unbehagen und eilt dann ins Bad, um sich zu übergeben. Beim anschließenden Toilettenputzen entspannt er sich dann wieder, denn das kommt seinem Reinlichkeitsgefühl entgegen.

Und dann wären da noch Ryan und Graham, die in einer Bar versuchen, hübsche Frauen aufzureißen. Graham erzählt einer Dame von seinem Videospielhobby und zeigt ihr dann seine Muskeln – mit nur wenig Erfolg. Ryan probiert es auf eine etwas stilvollere Art, nimmt an einem Klavier Platz und beginnt, darauf herumzuklimpern. Prompt tritt kurz darauf ein optisch stark an Popstar Elton John erinnernder Sim die Bar, setzt sich ebenfalls ans Klavier und haut nun gemeinsam mit Ryan in die Tasten. Der verbessert mit diesem Mentor nun deutlich schneller sein musikalisches Geschick.

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Entschließen wir uns selbst, mit anderen Sims zu interagieren, statt einfach nur zuzusehen, wie die unterschiedlichen Persönlichkeiten aufeinander reagieren, stehen uns eine Fülle von Aktionen zur Auswahl, die ein Grafik-Adventure neidisch machen würden. Apropos Grafik: Alle genannten Ereignisse stellt „Die Sims 4“ in einer äußerst ansprechenden und detailreichen Optik dar – Tag- und Nacht-Wechsel inklusive.

Was uns gefällt

Der Detailreichtum in Die Sims 4 ist enorm: Selbst die Art und Weise, mit der sich die Sims bewegen, spiegelt ihre Persönlichkeit wieder. Ein fauler Sim schlurft umher, während ein von sich selbst überzeugter Sim wie ein Gockel umher stolziert. Für noch mehr Realismus sorgt, dass die Sims jetzt mehrere Aktionen gleichzeitig durchführen können, etwa Gemüse schneiden und reden oder im Fitnessstudio auf einem Laufband rennen und fernsehen.
Klasse ist auch die musikalische Untermalung: Der teilweise von einem Orchester, teilweise von bekannten Musikern eingespielte Soundtrack passt sich dynamisch an jeden Teil des Spiels an und bietet 65 Stunden Musik in je acht Varianten – das sind über drei Wochen Musik am Stück.

Was uns nicht gefällt

Wie schlau die Sims letztendlich auf ihre Umgebung reagieren, kann erst ein längerer Test zeigen. Wir durften bei unserem Studiobesuch lediglich den Bau- und den „Create a Sim“-Modus ausprobieren. Außerdem bekamen wir nur eine der Umgebungen zu sehen, das Städtchen Willow Creek mit seinen Stadtviertel. Das Umherwandeln darin sowie in Gebäude wie Museen, Wohnhäuser, Büchereien und Bars wird leider durch zahlreiche Ladepausen beeinträchtigt. Mal sehen, ob die Entwickler hier noch eine bessere Speicherverwaltung hinbekommen.

Fazit

Wer einen Sims-Fan zum Umstieg von Die Sims 3 mit seinen elf Erweiterungen und neun Inhaltspaketen bewegen will, muss mehr als nur eine etwas schönere Grafik bieten. Das schafft Die Sims 4 mit Bravour. Der umfangreichere, leichter zugängliche Bau-Modus, die Fülle von Möglichkeiten, die der „Create a Sim“-Modus bietet und die urkomischen, oft non-verbalen Interaktionen zwischen den Sims zeigen, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler zu Werke gegangen sind. Unbegabten Häuslebauern greift der Bau-Modus unter die Arme, dazu kommt noch eine direkt ins Spiel eingebundene Online-Galerie, in der sich die schönsten Eigenkreationen oder die anderer Spieler mühelos herunterladen lassen. Wer sich auf Die Sims 4 einlässt, braucht für lange Zeit kein anderes Spiel mehr. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum es in 14 Jahren gerade mal vier Serienteile gibt, während Schießbuden wie Call of Duty jährlich neue Ableger liefern.

Infos zum Spiel

Titel: Die Sims 4
Genre: Lebenssimulation
Hersteller: Maxis / The Sims Studio
Publisher: Electronic Arts
Release-Termin: 4. September 2014
Preis: zirka 60 Euro
System: PC
USK-Freigabe: Noch nicht bekannt
Eindruck: Sehr gut

Erschienen am 08. August 2014 bei T-Online.