Ripley reloaded: Die Schöne und das Alien

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„Alien Isolation“ bietet subtile Horror-Action – und Sigourney Weaver mischt mit. Wir haben die Schauspielerin in New York getroffen

Von Michael Förtsch, New York

Sigourney Weaver kennt das Grauen und mag nicht davon lassen. Als Ellen Ripley trat die Schauspielerin vor 35 Jahren in Ridley Scotts Kultfilm „Alien“ einem außerirdischen Wesen entgegen. Eine Rolle, die sie zur Ikone der Pop- und Nerdkultur erhob und ihre Karriere bis heute prägt. In insgesamt drei weiteren Filmen mimte sie noch die taffe Actionbraut. Dann war Schluss. Erst jetzt schlüpft der Schauspiel-Star erneut in die Rolle der Alien-Killerin. Allerdings nicht im Film, sondern für eine Spezial-Mission des kommenden Horror-Actionspiels „Alien: Isolation“, das am 7. Oktober für PS3PS4Xbox 360Xbox One und PC erscheint. Wir haben Sigourney Weaver in New York getroffen und mit ihr über ihre Beteiligung am Spiel geredet.

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Alien: Isolation: Fürchte die Dunkelheit!

Die „Alien“-Reihe zählt zu den unbestreitbaren Klassikern der Kinoleinwand. Vor allem das Original aus dem Jahr 1979 gilt als Meilenstein der Filmgeschichte – und feiert dieses Jahr zudem sein 35-jähriges Jubiläum. Der Science-Fiction-Horror mit dem vom Schweizer Künstler HR Giger entworfenen Alien prägte nicht nur das das Bild vom bösen Außerirdischen, sondern bot mit Ellen Ripley auch die erste echte Heldin der Filmgeschichte.

Das Actionspiel „Alien: Isolation“ schreibt die Geschichte des Ur-Films fort. Die Hauptrolle mimt jedoch nicht Weavers Charakter Ellen, sondern deren Tochter Amanda Ripley, die sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht. Jedoch: In einer Zusatzmission darf der Spieler auch als Ellen in Aktion treten und eine Szene erleben, die im Film ausgespart wurde. „Ich wurde schon öfters gefragt“, sagt die 65-jährige Weaver zu ihrer einzigartigen Beteiligung an einem „Alien“-Videospiel. „Ich war nie daran interessiert, in einem ‚Alien‘-Game mitzuwirken, in dem die Leute nur einander abschießen und so. Daher war ich angetan, dass hier der erste Film als Inspiration herangezogen wird.“

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Flucht statt Kampf

Tatsächlich bietet „Alien: Isolation“ etwas anderes als alle bisherigen Videospiel-Auskopplungen der Film-Saga. Auf einer Raumstation mitten im Nirgendwo ist Amanda plötzlich mit einem Alien konfrontiert, das nahezu alle anderen Menschen getötet hat. Anstelle von endlosen Feuergefechten ist es im Spiel der Mix aus Verstecken, Flüchten und Täuschen, welcher das Überleben sichert. Unterlegenheit, Angst und Schock wollen die Spielemacher von Sega und dem Studio Creative Assembly erzeugen.

„Ich weiß, es ist ein Videospiel, aber es ist ziemlich anders als die Videospiele, die ich bisher kenne“, betont Weaver. „Das hier packt dich in eine ziemlich klaustrophobische Welt, in der du Entscheidungen treffen musst, da du sonst getötet wirst.“ Vor allem jedoch hätten sich die Entwickler Sigourney Weavers Unterstützung mit der Geschichte gesichert. „Ich war verblüfft von der Vorstellung, es könne eine Art ungeahnte Überschneidung der Generationen – also Ripley und ihrer Tochter – geben“, erklärt die Schauspielerin lächelnd. „Ich war recht bewegt von der Idee.“

Die digitale Ellen Ripley

Auch wenn Sigourney Weaver nicht nur auf die Rolle der Ripley reduziert werden mag, ist es ihr wichtig, den von ihr gespielten Charakter richtig repräsentiert zu sehen.“Ich drängte sie, dass sie sicherstellen müssen, dass sie wirklich präsent wirkt“, erläutert sie. „Es ist schwer das jemanden zu erklären, aber ich denke, Ripley ist wie ein Tier, das lauscht und Ausschau hält. Das ist wichtig und sehr prägnant.“ Weaver selbst lieh ihrem digitalen Ebenbild dann noch die Stimme und damit die Emotion.

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Und tatsächlich ist die Schauspielerin vom Ergebnis geschmeichelt. „Es ist sehr interessant“, gibt sie zu. „Ich glaube, sie haben die physische Lebendigkeit des Charakters toll eingefangen.“ Damit schafften die Videospiel-Entwickler etwas, das viele Filmemacher bisher vergeblich versuchten, nämlich Sigourney Weaver erneut für ihre Stammrolle zu begeistern. Tatsächlich ist es nämlich Weaver selbst, die bis dato einen fünften Teil der „Alien“-Saga mit ihr in der Hauptrolle blockiert. Und das nicht aus Trotz oder Unlust, sondern zum Wohle ihres Charakters und damit auch der Fans.

Brillant muss es sein

„Ich weiß und fühle, dass wir ihre Geschichte nie zu einem Ende geführt haben“, trauert Weaver um das Ausbleiben eines neuen Kinoabenteuers von Ripley. „Das ist eine Schande.“ Eigentlich, so die Schauspielerin, hätte die Arbeit an „Alien 5“ gleich nach dem Anlaufen des von vielen Fans geschmähten „Alien: Die Wiedergeburt“ beginnen können. Doch sie verweigerte sich, nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte.

„Es fühlte sich nicht richtig an“, kritisiert Weaver das damals vorgelegte Skript, das die Handlung auf die Erde verlagert hätte. „Aber falls es jemals passieren sollte, dass ein talentierter und brillanter Mann oder auch eine Frau mit einer guten Idee zu mir kommt, um die Story zu beenden, dann würde ich mir das anhören“, verspricht sie. Bisher wären jedoch alle an der hohen Hürde ihres Urteils gescheitert. Allerdings existiere der richtige Storytwist irgendwann und irgendwo. Und wenn sie ihn sähe, würde sie wissen, dass die Zeit gekommen ist – und dann stünde sie auch bereit.

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Das Schauspiel im Spiel

Aber wenn auf absehbare Zeit schon kein „Alien 5“ drin ist, ist Weaver durch ihren Gastauftritt in „Alien: Isolation“ vielleicht für weitere Rollen in Videospielen offen? Schließlich scheint dies mittlerweile für Schauspielkollegen wie Kevin Spacey eine echte Option, der etwa im kommenden „Call of Duty: Advanced Warfare“ den Fiesling verkörpert. „Vielleicht“, sagt die Science-Fiction-Ikone zu weiteren Auftritten in der digitalen Welt. Sie sei durchaus von Videospielen fasziniert, da diese auf gänzlich andere Weise erlebbare Erfahrungen bieten. „Das bedarf guter Schauspieler, um alldem mehr Realismus und Feuer zu verleihen“, glaubt sie. „Es ist ein neues Medium – denn du bist ein Teil davon.“ Allerdings: Um sie nach ihrem jetzigen Ausflug in „Alien: Isolation“ erneut in ein Videospiel zu ziehen, bedürfe es schon einer Geschichte, für die sie sich auch begeistern könne. Einer, die sie etwas spielen und erleben lässt, dass sie so noch nicht kenne. Wenn das mal keine Herausforderung für begabte und für ihre Storys gepriesene Spiele-Macher wie „Heavy Rain“-Schöpfer David Cage oder „Bioshock“-Entwickler Ken Levine ist.

Was wir bislang vom Horror-Actionspiel von Creative Assembly halten, können Sie detailliert in unserem First Look-Artikel zu Alien: Isolation nachlesen.

Infos zum Spiel

Titel: Alien: Isolation
Genre: Horror-Actionspiel
Publisher: Sega / Koch Media
Hersteller: The Creative Assembly
Release: 7. Oktober 2014
Preis: zirka 70 Euro
System: PC, PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One
USK-Freigabe: Noch nicht bekannt
Einschätzung: Sehr gut

Erschienen am 21. August 2014 bei T-Online.