God of War im Test: Ein mutiger Neustart

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Kriegsgott Kratos feiert nach über fünf Jahren sein Comeback – ohne griechische Mythologie, dafür aber mit Begleitung und neuer Waffe. Göttliche Idee oder Ketzerei? God of War im Test!

Von Jan Michelsen und Benedikt Plass-Fleßenkämper

Kratos hatte es in seinem bisherigen Leben wahrlich nicht leicht: Erst zog der „God of War“-Serienprotagonist in den Krieg, verschrieb sich einem seiner Götter, bevor er anschließend seine Familie abschlachtete und danach gleich die komplette Bestzung der griechischen Mythologie. Egal, ob Hercules, Zeus, Poseidon, Hermes oder Ares – nahezu jeder Gott oder Halbgott kam in der Action-Saga der Santa Monica Studios (unter anderem „Journey“, „The Order – 1886“) bereits unter die Räder. Nach dem guten PS3-Ableger „God of War – Ascension“ aus dem Jahr 2013 kehrte Ruhe um den zweifelhaften Helden ein. Kein Wunder: Im Olymp herrschte gähnende Leere, die Thematik des ewig wütenden Kratos war ausgelutscht. Was also tun? Genau: Ein Neustart der Spielereihe war fällig!

Die Präsentation ist über jeden Zweifel erhaben: Egal, ob tiefste Höhlen oder verschneite Bergkuppen – die Spielwelt lädt zum Erkunden (und Gegner-Verprügeln) ein.

God of War: Ein echter Neustart

Sie erwarten ein brachiales Actionspiel im Stil der glorreichen Vorgänger, nur mit neuer, aufgebohrter PS4-Grafik? Dann stellen Sie sich auf eine herbe Enttäuschung ein. Die Entwickler brechen in vielerlei Hinsicht mit den bekannten Formeln. Das fängt schon bei der neuen Waffe an: Die altbekannten Chaosklingen haben vorerst ausgedient, dafür zieht Kratos nun mit der Leviathan-Axt durch die Lande. Auf Wunsch schleudern Sie die Waffe aber auch einfach auf Feinde oder herumstehendes Interieur, bevor sie auf Tastendruck wieder zu Ihnen zurückfliegt. Der Hammer Mjölnir des nordischen Gottes Thor lässt grüßen! Den gewohnten Schwung der Chaosklingen dürften „God of War“-Veteranen anfangs schmerzlich vermissen – erst nach einigen Stunden Spielzeit lernt man die monströsen Hiebe der Axt zu schätzen.

Rätsel gehören bei „Gof of War“ einfach dazu. Die Entwickler haben zum Glück allerlei neue Knobelaufgaben eingebaut, bei denen auch die neue Leviathan-Axt zum Einsatz kommt.

Kein Einzelkämpfer mehr

Die wohl größte Neuerung stellt aber der Begleiter von Kratos dar. Während der Gott des Krieges bislang vornehmlich alleine durchs antike Griechenland tobte und die Reihen seiner Feinde ausdünnte, steht nun ein Helfer an seiner Seite: Sohn Atreus. Auch diese Mechanik wirkt anfangs wie ein Fremdkörper in der „God of War“-Wohlfühlzone, doch der kleine Racker entpuppt sich schnell als echte Bereicherung. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen gewinnt die Geschichte – und speziell Kratos als Hauptcharakter – durch das Kind ungemein an Tiefe. Atreus muss in einer brutalen Welt aufwachsen und kommt damit offenbar problemlos klar. Das erinnert oftmals an die taffe Ellie aus „The Last of Us“. Dennoch steckt hinter dieser rauen Schale ein Junge mit Emotionen, Fragen und Problemen. Sie fanden Ellis Ziehvater Joel im Endzeit-Hit von Naughty Dog schon schroff? Dann warten Sie erst einmal die Reaktionen von Kratos ab! Dennoch besteht ein zartes Band zwischen Vater und Sohn, welches die Entwickler wunderbar für die Story nutzen.

Der vollständige Artikel ist am 13. April 2018 bei COMPUTER BILD SPIELE erschienen.