„Detroit: Become Human“: Neues von den „Heavy Rain“-Machern

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In seinem neuen Spiel „Detroit: Become Human“ geht Entwickler David Cage vor einem Science-Fiction-Szenario der Frage nach, was einen Menschen ausmacht.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

Packende Geschichten, große Gefühle, filmreife Präsentation: Der in Paris ansässige Entwickler Quantic Dream hat sich mit Ausnahmetiteln wie „Fahrenheit“, „Heavy Rain“ und „Beyond: Two Souls“ einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Und auch das kommende Werk der Franzosen könnte dem Medium Videospiel wieder neue Impulse verleihen. Denn auf halbe Sachen hat Studiochef, Visionär und Perfektionist David Cage, der mit bürgerlichem Namen David De Gruttola heißt, keine Lust. Er will in dem exklusiv für die PlayStation 4 erscheinenden Abenteuerspiel „Detroit: Become Human“ tiefgründige Themen angehen, die man sonst eher in Science-Fiction-Filmen wie dem Klassiker „Blade Runner“ oder dem 2015er-Kinoerfolg „Ex Machina“ findet.

Geboren in der Androiden-Fabrik

Die Protagonistin des neuen Quantic-Dream-Spiels hört auf den Namen Kara; US-Schauspielern Valorie Curry („The Following“, „Veronica Mars“) verkörpert die Heldin. Kara ist keine alltägliche junge Frau: Sie wurde in der Fabrik von Cyberlife geboren, einem Tech-Unternehmen, das in der ehemaligen Automobilmetropole Detroit Androiden herstellt. Die humanoiden Roboter sind Teil der Gesellschaft geworden, leben Seite an Seite mit den Bürgern Detroits. Es gibt sie in den verschiedensten Ausführungen – vom Bauarbeiter- und Haushalts- hin zum Sex-Androiden.

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Die meisten Menschen behandeln die Androiden jedoch wie Vieh und gestehen ihnen keinerlei Rechte zu: Die Roboter müssen etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln gesonderte Abteile betreten und an ihrer Kleidung ein spezielles Abzeichen tragen, das sie als Androiden kennzeichnet. Sie werden gar Opfer tätlicher Angriffe – die Rassismus-Probleme in den USA lassen grüßen.

Umso interessanter ist in diesem Zusammenhang, dass Quantic Dream den Schauplatz Detroit für seinen PS4-Titel ausgesucht hat. Hier kam es in den 1930er- und 40er-Jahren zu den ersten Rassenunruhen in den USA. Das allein sei aber nicht der Grund gewesen, erklärt David Cage in einem Interview: „Detroit ist ein faszinierender Ort, nicht nur für die Industrie, sondern auch für kreative Menschen. Wenn irgendwo mal eine Androiden-Fabrik gebaut werden sollte, wäre Detroit die logische Wahl.“

Androidin auf der Suche nach Menschlichkeit

Zurück zu Kara: Wie der fulminante Trailer zu „Detroit: Become Human“ verrät, konnte die Androiden-Dame aus der Cyberlife-Fabrik entkommen. Wie ihr das gelungen ist? Darüber schweigt sich Quantic Dream bislang aus. Fakt ist aber, dass sich Kara stark von ihren KI-Kollegen unterscheidet: Sie hat Emotionen entwickelt, ist sich ihrer Gefühle bewusst und beansprucht ihr Recht auf ein freies Leben. Sie wagt sich hinaus in eine kalte gefährliche Welt – und sucht ausgerechnet dort nach Menschlichkeit. Im Trailer sagt sie am Ende: „Vielleicht werde ich die Welt verändern. Mein Name ist Kara und ich bin eine von ihnen. Das ist unsere Geschichte.“

Das klingt ein wenig nach Roboter-Revolution. Man wolle in „Detroit“ jedoch keine weitere Geschichte über die Gefahren künstlicher Intelligenzen erzählen, betont Cage, „davon gibt es schon sehr viele gute.“ Vielmehr gehe es ihm darum zu zeigen, wie es wohl wäre, wenn Roboter plötzlich fühlen und ihre Umgebung erkunden könnten. Und darum, wie der Mensch als Maschinen konzipierte Androiden wahrnehmen würde, wenn diese auf einmal Emotionen hätten. „Es geht um Fragen wie diese: Können künstliche Intelligenzen Gefühle entwickeln? Wie würden Androiden in unsere Gesellschaft eingegliedert werden? Und was macht das Menschsein eigentlich aus?“

Der Artikel ist in der Print-Ausgabe von COMPUTER BILD SPIELE 02/2016 erschienen. Hier geht es zum vollständigen Online-Artikel mit etlichen Screenshots vom Spiel.