Phänomen Monster Hunter: Monstermäßig erfolgreich

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Über 40 Millionen verkaufte Exemplare, eigene Fan-Messen, tonnenweise Merchandise-Artikel und sogar maßgeschneiderte Freizeitpark-Attraktionen – Monster Hunter ist ein echtes Videospiel-Phänomen.Wir widmen uns in diesem Report passend zum Release von Monster Hunter World der bewegten Historie der Koop-Kreaturenjagd und analysieren, wie die Serie nach und nach ein Millionenpublikum erobert hat.

Von Sönke Siemens und Benedikt Plass-Fleßenkämper

Um den langsam, aber beständig wachsenden Hype um Monster Hunter besser einordnen zu können, lohnt ein Zeitsprung in die frühen 2000er Jahre. Sony hat gerade seinen PlayStation-2-Netzwerk-Adapter auf den Markt gebracht und kann mit SOCOM: US Navy SEALS und Twisted Metal Black erste Erfolge verbuchen. Auch Capcom beobachtet das Aufkommen von interaktiven Online-Erlebnissen auf der PS2 mit Wohlwollen. Um ebenfalls in diesem Segment Fuß zu fassen, startet das Unternehmen eine Initiative, insgesamt drei massenmarkttaugliche PS2-Titel mit Online-Funktionalität zu veröffentlichen. Gleichzeitig setzt man sich firmenintern das Ziel, von mindestens einem dieser Titel eine Million Exemplare abzusetzen – ein ehrgeiziges Unterfangen, das später tatsächlich belohnt werden soll.

Der Start der Online-Initiative erfolgt am 22. August 2002: Auto Modellista, ein Arcade-Racer mit cooler Cel-Shading-Optik, prescht in Japan auf den Markt, kann jedoch nur durchschnittliche Wertungen einfahren und eher überschaubare Abverkäufe generieren. Capcom lässt sich davon jedoch nicht beirren, hält an seiner Online-Strategie fest und veröffentlicht am 11. Dezember 2003 den Survival-Horror-Shooter Resident Evil: Outbreak in Japan. Auch hier fallen die Kritiker-Meinungen eher gemischt aus. Den Fans hingegen gefällt die Multiplayer-Zombie-Hatz.

Vier Monate später – genauer gesagt am 11. März 2004 – erscheint schließlich Online-Spiel Numero drei. Monster Hunter spielt in einem urzeitlichen Fantasy-Setting, rückt die kooperative Jagd nach furchteinflößenden Bestien in den Fokus und bietet durchdachte Belohnungsspiralen. Das Ausweiden erlegter Monster zum Beispiel ist Grundvoraussetzung, um immer bessere Rüstungen, Waffen und Ausrüstungsgegenstände zu craften – die dann wiederum die Jagd nach noch größeren Monstern begünstigen. Hauptgrund für den Überraschungserfolg von Monster Hunter sind allerdings die clever designten Teamwork-Mechanismen.

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Neben „Monster Hunter Portable 3rd“ zählt „Monster Hunter Generations“ mit mehr als 4,1 Millionen verkauften Exemplaren zu den meistverkauften Spielen der Serie.

In einem schon etwas älteren Interview mit den Kollegen des britischen Fachmagazins Eurogamer bringt Produzent Ryozo Tsujimoto genau diese Stärke überaus treffend auf den Punkt: „Der Grund, warum Monster Hunter speziell im japanischen Markt so großen Anklang fand, ist die Tatsache, dass es fair zu Menschen aller Erfahrungsstufen ist. Man geht zusammen auf eine Quest, bringt das Monster gemeinsam zu Fall und teilt sich die Belohnungen. Dabei spielt es keine Rolle, wer letztendlich was erledigt hat. Denn das Spiel bewertet nicht, wer die meisten Kills geschafft hat und belohnt diese Person auch nicht mit mehr Dingen. Selbst wenn sich jemand nicht aktiv beteiligt hat, werden ihm Belohnungen nicht verwehrt. Die Monsterjagd ist eine Gruppenleistung, und genau das trifft den Nerv des japanischen Markts. Neulinge zum Beispiel können zusammen mit Experten spielen und von ihnen Unterstützung erhalten. Niemand hat hier das Gefühl nutzlos zu sein oder zurückgelassen zu werden. Eben dieser kommunale Aspekt war seit jeher der Schlüssel für die Popularität von Monster Hunter in Japan.“

Spannende Information am Rande: Geht’s nach Capcom, hat man die Spielerzahl schon damals bewusst auf maximal vier Teilnehmer limitiert. Wären es mehr gewesen, wäre die Jagd zu einfach und unübersichtlich geworden – was letztendlich auch erklärt, warum keines der nachfolgenden Spiele je an diesem Design-Ansatz gerüttelt hat.

Der vollständige Artikel inklusive zahlreicher Zusatzinformationen ist am 27. Januar 2018 bei PC Games.de erschienen.