„Resident Evil 7: Biohazard“: Der Horror ist zurück

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„Resident 7“ kehrt wieder zurück zu den Wurzeln der Kultreihe, wagt aber zugleich erfreuliche Innovationen.

Von Olaf Bleich

Mit „Resident Evil“ verhalf Capcom 1996 dem Survival-Horror-Genre zum Durchbruch. Die Japaner lehrten Spieler das Gruseln mit furchteinflößenden Zombies, plötzlichen Schockmomente und wohl dosierten Actionpassagen so gekonnt wie nie zuvor.  Doch mit den Jahren verlor sich Resident Evil in hektischer Baller-Action und verhedderte sich immer unübersichtlicher werdenden Plot. Das jüngst auf der E3 in Los Angeles vorgestellte „Resident Evil 7: Biohazard“ geht nun wieder zurück zu den Wurzeln der Kultreihe, wagt aber zugleich erfreuliche Innovationen.

Gruseln mit Virtual Reality-Komponente

Ganz ähnlich wie seinerzeit bei MGS-Schöpfer Hideo Kojima mit dem inzwischen eingestellten Projekt „P.T.“ glückte auch Entwickler Capcom ein ungewöhnlicher PR-Stunt: Statt nur einen kurzen Videotrailer zu „Resident Evil 7“ vorzustellen, veröffentlichten die Japaner eine für Playstation-Plus-Mitglieder sofort erhältliche Demoversion. Diese entführt den Spieler in ein verlassenes Haus irgendwo in Texas und zeigt sehr schön, wie viel Grusel-Potenzial in dem Spiel steckt.

Capcom orientiert sich bei seinem neuen Projekt spürbar an Indie-Horror-Hits wie „Outlast“ oder „Amnesia“. Will heißen: Man wirft die traditionelle „Panzersteuerung“ und die Verfolgerperspektive der Vorgänger über Bord und beschert Resident-Evil-Liebhabern ein Abenteuer aus der Ich-Ansicht. Diese Umstellung hat auch einen ganz konkreten Grund: Resident Evil 7 wird für Sonys Virtual-Reality-Brille Playstation VRoptimiert.

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Das bedeutet konkret, dass man die Spielfigur wie einen Shooter per Gamepad steuert. Der Spieler kann sich aber zugleich mit Hilfe von Kopfbewegungen umschauen und hat durch das VR-Erlebnis eine unmittelbare Spielerfahrung. Allerdings sollten Interessenten einen stabilen Magen mitbringen. Speziell bei schnelleren Passagen kann es einem durch heftige Kamerabewegungen schnell schlecht werden.

Die Angst geht um

Was genau bei Resident Evil 7: Biohazard geschieht, ist bislang noch nicht bekannt. Capcom hat aber unlängst bestätigt, dass man den Serienzyklus nicht komplett auf den Kopf stellen werde. Vielmehr soll es sich um eine Fortsetzung der bisherigen Reihe handeln, nur eben unter anderen Vorzeichen. Fans hatten angesichts des frischen Schauplatzes und der veränderten Rahmenbedingungen bereits befürchtet, dass Resident Evil 7 womöglich eine okkulte Geistergeschichte werden könnte.

Stattdessen aber erinnert die Demo stark an eine spielbare Variante von Horrorfilm-Klassikern wie „The Texas Chainsaw Massacre“ oder „The Hills Have Eyes“. Die eigene Spielfigur erwacht gefesselt in einer heruntergekommenen Hütte. Was ist passiert? Offenbar war der Überlebende Teil eines Filmteams, das eine Reality-Doku über Spukhäuser drehen wollte. Doch dieser Plan ging mächtig in die Hose. Unbewaffnet und vollkommen schutzlos bahnt man sich nun seinen Weg durch die engen Gänge des Hauses.

Und das ist enorm atmosphärisch inszeniert: Die brüchigen Bodendielen knarzen bei jedem Schritt, die Türen quietschen, und ständig bildet man sich ein, dass man fremde Schritte hört oder vorbeihuschende Schatten sieht. Schnell entsteht ein Gefühl der Bedrohung. Umso mehr, da der Spieler in Resident Evil 7 keinen ausgebildeten Soldaten verkörpert. Stattdessen übernimmt man einen ganz normalen Menschen, der irgendwie aus dem Schlamassel entkommen muss.

Willkommen in der Hölle

Wie beim Genre-Konkurrenten Outlast sorgt diese Schutzlosigkeit schnell für eine intensive Anspannung – jedes laute Geräusch lässt einen zusammenzucken. Bei der Darstellung des neuen Schauplatzes setzt Capcom zudem auf einen hohen Ekelfaktor, denn offenbar hat schon lange niemand mehr in dem Haus saubergemacht. Beim Öffnen eines Küchentopfes krabbeln der Spielfigur plötzlich Kakerlaken über die Arme, in der Mikrowelle liegt gar eine modrige Krähe, und der Kühlschrank schimmelt vor sich hin.

Trotzdem treibt einen das Spiel langsam voran, schließlich möchte man aus diesem Höllenhaus irgendwie entkommen. Auf diese Weise entstehen kleine Rätselketten, die aber – zumindest innerhalb der Demo – einen sehr realistischen Eindruck machen.

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Beim Durchstreifen der Räume entdeckt man zum Beispiel einen alten Videorekorder. Dieser gibt jedoch kein Bild wieder, da keine Kassette eingelegt ist. Diese versteckt sich in einem versiegelten Schrank. Wer diesen öffnen möchte, benötigt den Bolzenschneider. Der befindet sich wiederum im hinteren Teil des Hauses und wurde offenbar dazu benutzt, um Tiere zu zerlegen. Die Aufgaben wirken bis hierhin noch nicht sonderlich kompliziert, passen aber prima zur Stimmung des gesamten Spiels.

Der vollständige Artikel ist am 11. Juli 2016 bei T-Online erschienen.