Darknet: Fünf Beispiele, warum der schlechte Ruf nicht gerechtfertigt ist

goethe

Das Darknet gilt als der böse Bruder des Internets, als Waffen- und Drogenumschlagplatz, als Paradies für Pädophile und Terroristen. In Wirklichkeit ist es gar kein so finsterer Ort.

Von Daniel Wendorf und Benedikt Plass-Fleßenkämper

Der Begriff „Darknet“ wird landläufig mit dunklen Machenschaften assoziiert. Vor allem, weil illegale Darknet-Plattformen wie Silk Road oder AlphaBay, auf denen Drogen, Waffen oder menschliche Organe gehandelt wurden, große mediale Aufmerksamkeit erzeugten. Schnell wurde aus diesem Teil des Netzes ein verruchter Ort – Politiker sprachen gar von einer „Insel der Rechtlosigkeit“. Das beweist vor allem: Viele Menschen wissen nicht, worum es eigentlich geht.

Das Darknet: Der dunkle Teil des Internets?

Der Begriff Darknet steht für Kommunikation im Internet, die anonymisiert passiert und zum Beispiel über einen Tor-Browser ermöglicht wird. Darknets nutzen Verschlüsselungstechnologien, um Verbindungen zwischen zwei Nutzern nicht willkürlich, sondern manuell und gezielt herzustellen. Ein Nutzer kontaktiert über seinen Computer oder sein Mobilgerät eine andere Person, indem beide IP-Adressen direkt miteinander verbunden werden. Auf diese Weise können sie miteinander kommunizieren oder Daten austauschen, ohne dass andere mitlesen. Die Besonderheit: Das persönliche Netzwerk kann durch weitere Kontakte erweitert werden. Jedes dieser privaten Netze bleibt aber vom klassischen Internet abgekoppelt; die Nutzer sind unter sich. Es gibt also viele kleine und große Darknets im Internet.

Grundsätzlich sind die Möglichkeiten für geschützten Austausch in Zeiten steigender Überwachung für viele Menschen aber essenziell. Hier einige Beispiele, wie geschlossene Netzwerke und die Tor-Technologie sinnvoll genutzt werden können:

Whistleblowing

Edward Snowden und Chelsea Manning sind wohl die bekanntesten Namen, wenn es um das Aufdecken fragwürdiger staatlicher Machenschaften geht. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter Snowden enthüllte die ausufernde Überwachung des US-Geheimdienstes NSA. Der damalige US-Soldat Bradley Manning – nach einer geschlechtsangleichenden Operation inzwischen als Chelsea Manning bekannt – reichte insgesamt eine halbe Million US-Kriegsdokumente aus dem Irak und Afghanistan zur Veröffentlichung an die Plattform Wikileaks weiter. Zwar machten sich weder Snowden noch Manning die technischen Möglichkeiten des Darknets zunutze, doch inspirierten sie Whistleblower rund um den Globus, Missstände aufzudecken. Das funktioniert am besten mit Methoden, die die eigenen Spuren verwischen. Ein Programm wie der Tor-Browser kann dabei helfen und wird von Whistleblowern weltweit genutzt.

Der vollständige Artikel inklusive zahlreicher Zusatzinformationen ist im August 2018 beim Goethe-Institut erschienen.