Deus Ex: Mankind Divided: Packender Genre-Hybrid mit verstörendem Zukunftsszenario

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Körperimplantate, Killerdrohnen und viele spannende Wege durch dystopische Science-Fiction-Umgebungen: Golem.de konnte das nächste Kapitel der Deus-Ex-Saga vor Ort bei Eidos Montreal erstmals anspielen.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper und Sönke Siemens

Mechanische Apartheid. Dieser Begriff fällt immer wieder, wenn Game Designer Patrick Fortier, Produzent Olivier Proulx und Narrative Designer Jason Dozois über die Story des Action-Rollenspiels Deus Ex: Mankind Divided sprechen. Wer den von Kritikern gefeierten Vorgängertitel durchgespielt hat, ahnt, wo die hochtrabende Formulierung ihren Ursprung hat.

Spoiler-Warnung: Im kommenden Absatz verraten wir einiges zur Handlung des Vorgängers Deus Ex: Human Revolution. Wer das überspringen möchte, kann im übernächsten Absatz nach der Bildergalerie weiterlesen.

Gegen Ende von Deus Ex: Human Revolution kommt es zu einem katastrophalen Ereignis. Der sogenannte Aug-Vorfall versetzt Millionen von Menschen mit Körperimplantaten, hier Augmentierungen genannt, in eine Art Wahnzustand und bringt sie gegen ihre Mitmenschen auf. Chaos, Tod und Zerstörung sind die Folge – und damit einhergehend die ideologische Spaltung der Gesellschaft. Anders als im Jahr 2027 in Human Revolution stehen Augmentierte im zwei Jahre später angesiedelten Mankind Divided plötzlich auf dem Abstellgleis: Augs gelten als tickende Zeitbombe, werden schikaniert, in Ghettos gepfercht und mehr und mehr zu Bürgern zweiter Klasse degradiert – was eine Menge Probleme mit sich bringt. Mittendrin in diesem Schmelztiegel aus Wut, Hass, Verachtung und Fehlinformationen ist einmal mehr Adam Jensen.

Seinen Job als Sicherheitsoffizier bei der Biotechfima Sarif Industries hat Jensen mittlerweile aufgegeben und stattdessen bei Task Force 29 angeheuert. Die Aufgabe dieser Eingreiftruppe: die seit dem Aug-Vorfall vermehrte organisierte Kriminalität und die perfiden Terroranschläge bekämpfen. Dass dabei die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Gut und Böse sowie Recht und Unrecht zusehends verschwimmen und auch die Illuminaten wieder eine wichtige Rolle spielen werden, versteht sich im Deus-Ex-Kosmos fast von selbst.

Vorgängerkenntnisse sind nicht zwingend notwendig

Die bei Eidos Montreal auf einem Entwickler-PC anspielbare PS4-Vorabfassung unterteilte sich in zwei Szenarien mit unterschiedlichem Fokus. „Die Dubai-Mission ist das erste Level in Mankind Divided und eine hervorragende Möglichkeit für uns, neue Spielmechaniken, die überarbeitete Steuerung und die Tutorial-Aspekte des Spiels in Szene zu setzen“, erklärt Olivier Proulx Golem.de. „Im zweiten Teil der Demo werfen wir den Spieler dann in eine echte Profikarte, die viel später in der Story spielt“, führt der Produzent aus. „Das sogenannte Dvali Theater befindet sich im alten Distrikt von Prag. Die Dvali selbst sind eine Gangsterorganisation – eine Art russischer Mob. Sie haben das Gelände übernommen und zu ihrer Basis ausgebaut. Um Jensens Ermittlungen voranzutreiben, gilt es nun, genau diesen schwer bewachten Ort zu infiltrieren.“

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Bevor wir jedoch herausfinden, was das in der Praxis bedeutet, haben wir zunächst einmal die Möglichkeit, einen rasanten Zusammenschnitt der wichtigsten Ereignisse aus Human Revolution in Form eines knapp zehnminütigen Videos zu erleben. Löblich: Ob man diesen „Was bisher geschah“-Clip nun anschauen möchte oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Story Designer Jason Dozois fügt hinzu: „Letztlich wurde Mankind Divided so angelegt, dass jeder sofort loslegen kann. Vorkenntnisse zu Human Revolution sind nicht zwingend notwendig.“

Endlich den Controller in der Hand, folgt bereits der erste Aha-Moment für Fans. Denn die Story startet direkt mit einer interaktiven Zwischensequenz. Im Smalltalk mit unserem Vorgesetzten Miller dürfen wir anhand von Multiple-Choice-Fragen entscheiden, wie wir die anstehende Dubai-Herausforderung – die Konfrontation mit einer Waffenschmugglerbande namens The Jinn in Angriff angehen möchten. Letale oder nicht letale Munition? Nah- oder Fernkampfwaffen? Serientypisch haben wir die Qual der Wahl – und bestimmen damit zugleich, ob wir eher den Pfad des Leisetreters oder den des rücksichtslosen Rambos einschlagen.

Wichtigster spielerischer Unterschied zu Human Revolution: Ab sofort gilt Schleichen nicht mehr als der Königsweg, eine Mission zu lösen. Weil sämtliche Aspekte des Kampfsystems (Shooter-Steuerung, Zerstörbarkeit der Umgebungen, Munitionsvielfalt, Waffen-Upgrade-Optionen, Cover-Mechanik und so weiter) spürbar verfeinert wurden, kommt man in beiden Demo-Abschnitten mit roher Gewalt demnach genauso gut voran wie auf leisen Sohlen. Das gilt vor allem dann, wenn Jensen die zahlreichen zur Verfügung stehenden Augmentierungen passend zu seinem Spielstil einsetzt.

Wer beispielsweise immer wieder Wachen übersieht und ständig in Feuergefechte verwickelt wird, sollte mit dem Titan-Shield-Implantat liebäugeln. Auf Knopfdruck legt sich dann für einige Sekunden ein nahezu undurchdringbarer stacheliger Hightech-Panzer um Jensens Körper und absorbiert anfliegende Kugeln, lodernde Flammen, umherfliegende Granatsplitter und andere Widrigkeiten.

Oder man zückt Adams getunten Mechanik-Arm und tackert Gegner mit Fernkampf-Nanoblades – verschießbare, rasiermesserscharfe Klingen – wie ein lebendes Plakat an die nächstbeste Hauswand. Pyromanen schwören übrigens auf die Sprengstoffvariante der Fernschuss-Nanoblades. Einfach abwarten, bis sich mehrere Feindeinheiten an einem Fleck tummeln, Sprengstoff-Klinge abfeuern und kurz hinter einer Deckung innehalten – den Rest erledigt die Druckwelle.

Der vollständige Artikel ist am 08. Oktober 2015 bei golem.de erschienen.