„Deux Ex: Mankind Divided“: Science-Fiction-Thriller für Schleich-Fans

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Wie gut ist der neueste Teil des dystopischen Zukunftsabenteuers?

Von Olaf Bleich

Die hochgelobte „Deus Ex“-Saga startete im Jahr 2000 unter der Federführung von Entwickler-Legende Warren Spector und hat bislang zwei Nachfolger sowie den Mobile Games-Ableger „The Fall“ hervorgebracht. Nun wagt sich Eidos Montreal mit „Deus Ex: Mankind Divided“ an den nächsten Teil der beliebten Spiele-Reihe. Das Action-Rollenspiel erscheint am 23. August 2016 für PCPS4und Xbox One und beweist einmal mehr, dass Games aus der Ego-Perspektive nicht zwangsläufig lineare Ballerorgien sein müssen.

Eine Geschichte von Hass und Intoleranz

Deus Ex: Mankind Divided entführt den Spieler in eine finstere Zukunft. Im Jahr 2029 steht die Menschheit am Scheideweg, die Auswirkungen des technologischenFortschritts spalten die Bevölkerung. Menschen mit kybernetischen Gliedmaßen – sogenannten Augmentierungen – sind Ausgestoßene und werden in Ghettos eingepfercht. Zu Beginn des Spiels erschüttert ein Bombenanschlag die tschechische Hauptstadt Prag. Doch wer steckt dahinter? Waren es Terroristen oder gar eine viel größere Macht?

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Der bereits aus den früheren Teilen der Deus-Ex-Serie bekannte Agent Adam Jensen erlebt die Explosion am eigenen Leib mit und geht als Ermittler für Interpol auf Spurensuche. Mankind Divided jongliert in den umfangreichen Dialogsequenzen geschickt mit Intrigen, Gerüchten und Verschwörungen. Der Spieler kann niemandem trauen, denn letztlich verfolgen selbst Verbündete wie die patente Alex Vega vom Janus-Kollektiv oder Jensens Boss Jim Miller ihre eigenen Ziele.

Erfolge, aber auch Misserfolge haben in diesem Abenteuer handfeste Konsequenzen, und so wird man immer wieder vor wichtige Entscheidungen gestellt. An einer Stelle muss man sich gar überlegen, wem man wichtige Informationen aushändigt – Vega oder Miller.

Der Weg ist das Ziel

Nicht nur in punkto Erzählweise gönnt einem das Action-Rollenspiel viele Freiheiten, auch die Spielwelt selbst präsentiert Eidos Montreal offener und umfangreicher als noch im Vorgänger. Adam Jensen ermittelt beispielsweise in verschiedenen Vierteln Prags, in einer verstecken Forschungsstation in den Alpen und in einem Bürokomplex in London. Die Areale sind dabei angenehm weitläufig, auch wenn Deus Ex: Mankind Divided kein traditionelles Open-World-Spiel à la „Assassin’s Creed: Unity“ oder „GTA 5“ ist.

Trotzdem sind gerade die Gebiete in Prag mehr als groß genug, um darin Haupt- und Nebenaufgaben zu verpacken. Letztlich müssen Sie nur die markierten Story-Missionen zwingend absolvieren. Alles andere kann man erledigen, obligatorisch ist es aber nicht. Wer allerdings die Spielwelt in ihrer Gänze ergründen möchte, wird nicht um Detektivarbeit und reichlich Lesestoff herumkommen. Die Details hinter den Gruppierungen, den Charakteren und der Geschichte selbst baut man sich mit der Zeit aus gesammelten Informationen mit Hilfe von PDAs, Zeitungen oder sogar TV-Nachrichtensendungen zusammen.

Wir müssen reden

Ähnlich vielfältig zeigen sich auch die Missionen. Wie üblich entscheidet man selbst, wie man vorgehen möchte. In einem der ersten Einsätze muss Jensen etwa für den Tüftler Koller einen Kalibrator besorgen. Dieser befindet sich allerdings in den Händen des machthungrigen Gangster-Bosses Otar. Wie geht man nun vor? Friedfertige Naturen suchen das Gespräch, stehen dann aber in der Schuld des Schurken. Aggressive Spieler greifen direkt zur Waffe und schießen sich den Weg frei. Dadurch gehen aber auch zusätzliche Aufträge verloren. Schleicher suchen sich gar einen alternativen Weg in die Büros des Möchtegern-Paten und stibitzen das Gerät. Leises Vorgehen wird übrigens stärker belohnt: Wer clever agiert, bekommt mehr Erfahrungspunkte und kann so Jensens Fähigkeiten besser aufwerten.

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Klasse: Die Missionsarchitektur ist darauf ausgelegt, dass jeder Spieler Einsätze so angehen kann, wie es ihm beliebt. Wenn beispielsweise die Hacking-Fertigkeiten nicht ausreichen, um eine Tür zu knacken, dann gibt es garantiert irgendwo einen Lüftungsschacht. Schaut man sich nur geduldig genug in der Umgebung um, wird man den Lösungsweg finden. Obwohl Deus Ex: Mankind Divided auf Bildern wie ein Shooter anmutet, ist hier doch viel Kalkül und Taktik gefragt. Selbst mit guter Ausrüstung hat Jensen nämlich gegen die clever agierenden KI-Soldaten keine Chance.

Ebenfalls sehr schön: Man kann Konflikte mit wichtigen Persönlichkeiten ausdiskutieren. In solchen Situationen muss man entweder die gut umgesetzten Gesichtsausdrücke er der Kontrahenten deuten, oder man verlässt sich auf eine weiterführende Augmentierung, welche die Körperwerte des Gegenübers anzeigt.

Der vollständige Artikel ist am 19. August 2016 bei T-Online erschienen.