Game-Innovationen: Die jungen Wilden mischen die Spielebranche auf

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YouTube, Reddit, Steam: Junge Spielemacher können heute ein großes Publikum erreichen. So entstehen erstaunliche Erfolgsgeschichten – wie das Spiel über Rehe, das ein Teenager erfand.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

Ob Hideo Kojima („Metal Gear Solid“), Richard Garriott („Ultima“) oder Chris Roberts („Wing Commander“), viele Legenden der Spielebranche waren schon in jungen Jahren erfolgreiche Entwickler. Demis Hassabis, dessen von Google aufgekauftes KI-Unternehmen DeepMind jüngst Facebook im Brettspiel Go besiegt hat, wirkte bereits als 16-Jähriger an Spielen von Kultdesigner Peter Molyneux mit.

In den Achtziger- und Neunzigerjahren war so etwas keine Seltenheit: Wer damals in der noch jungen und überschaubaren Branche ein qualitativ gutes Spiel oder besonderes Programmiertalent vorweisen konnte, hatte gute Chancen aufzufallen.

Heute haben es junge Spieleentwickler nicht mehr so leicht, sich mit Soloprojekten oder in Miniteams produzierten Titeln gegen Millionen-Franchises à la „Call of Duty“ oder „Destiny“ zu behaupten. Es gibt zwar etliche Indie-Programmierer, die eigene Spiele oder Modifikationen entwickeln und diese auf Websites wie IndieDB oder der Online-Vertriebsplattform Steam veröffentlichen. Von der breiten Masse wahrgenommen werden aber die wenigsten.

Steam-Hit „Unturned“: Zombie-Apokalypse im „Minecraft“-Look

Eine aktuelle Ausnahme ist „Unturned“, eine komplett in Eigenregie entwickelte Überlebenssimulation des 18-jährigen Kanadiers Nelson Sexton. Das mit seinem Klötzchen-Look an „Minecraft“ erinnernde PC-Spiel versetzt Spieler in eine Zombie-Apokalypse, in der sie sich vom mittellosen Nobody zum gut ausgerüsteten Überlebenden hocharbeiten.

"Unturned"

„Unturned“

Trotz seiner minimalistischer Grafik und der an Titel wie „DayZ“, „Rust“ oder eben „Minecraft“ angelehnten Spielprinzipien erfreut sich „Unturned“ großer Beliebtheit: Seit Sexton sein Spiel als 16-Jähriger im Juli 2014 auf Steam als kostenlose Early-Access-Version veröffentlicht hat, steigen die Spielerzahlen kontinuierlich. Laut steamspy.com haben sich mittlerweile über 20 Millionen Spieler „Unturned“ heruntergeladen, allein in den ersten beiden Februarwochen kamen knapp 1,5 Millionen Downloads hinzu. Finanziert wird das Free-to-Play-Game über Gold-Accounts, die knapp fünf Euro kosten, kosmetische Zusatzinhalte und einen Zugang zu speziellen Gold-Servern bieten.

Mit Free-to-Play und YouTube zum Erfolg

Sexton ist vom großen Erfolg seines Spiels selbst überrascht: „Damit habe ich niemals gerechnet.“ Er will zwar keine konkreten Zahlen zu den Gold-Abonnements nennen, diese seien aber „äußerst zufriedenstellend“. Er ist sich sicher, dass das Free-to-Play-Modell das Beste ist, was „Unturned“ passieren konnte. „Ich glaube, dass dadurch die Hemmschwelle sehr niedrig ist, es einfach mal auszuprobieren.“ Auch Let’s-Play-Videos auf YouTube hätten geholfen, das Spiel einem größeren Interessentenkreis bekannt zu machen.

Der vollständige Artikel mit großer Klickstrecke ist am 28. Februar 2016 bei Spiegel Online erschienen.