„Game of Thrones – Episode 1“: Der Winter ist da!
Blutige Kämpfe und hinterhältige Intrigen: Telltale Games’ „Game of Thrones“ macht im Test seinem Vorbild alle Ehre, hat aber dramaturgisch noch Luft nach oben!
Von Olaf Bleich und Benedikt Plass-Fleßenkämper
Müde schleppt sich Gared Tuttle, der einstige Knappe von Lord Forrester, einen Feldweg entlang. Das Blut von der Schlacht bei den Zwillingstürmen der Freys klebt noch immer an seiner Kleidung. Was er dort erlebt hat … darüber will er nicht sprechen! Er muss zurück nach Hause. Muss zu seiner Familie. Doch der Alptraum ist noch nicht beendet: Soldaten von Lord Whitehill haben bereits den Hof seiner Eltern in Schutt und Asche gelegt. Sein Vater liegt schwer verletzt am Boden. Jetzt sind Sie gefragt: Rache oder Flucht? Die Auswirkungen sind größer, als Sie es in diesem Moment vielleicht erahnen könnten.
Die Romanreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin war bereits ein großer Erfolg. Mit der HBO-Hitserie wuchs „Game of Thrones“ zum monumentalen Publikumsmagneten. Telltale Games – bekannt durch „The Walking Dead“ oder „The Wolf Among Us“ – setzt das Mittelalterepos als interaktiven (Spiel-)Film um. Der erste von insgesamt sechs Teile ist als Download bereits verfügbar und gibt einen guten Vorgeschmack auf die Zukunft von „Game of Thrones“.
Drei junge Helden in der Zwickmühle
Im Mittelpunkt des etwa dreistündigen Spielerlebnisses steht das Haus Forrester und seine Rolle im Krieg um die Sieben Königslande. Die Familie steht im Konflikt mit Lord Whitehill und droht ein Spielball im Kampf um die Macht im Norden von Westeros zu werden. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden, schließlich leben alle Spiele von Telltale Games von ihren einzigartigen Geschichten.
Im Verlauf von „Game of Thrones“ steuern Sie drei Helden: Den Anfang macht Gared Tuttle. Er ist der Knappe von Lord Forrester und eng mit dem Streit zu Lord Whitehill verknüpft. Kurze Zeit später übernehmen Sie den jungen Ethan Forrester, der alsbald viel Verantwortung auf seinen schmalen Schultern trägt. Den für Serien-Fans interessantesten Part spielt zweifellos Mira Forrester. Sie arbeitet am Hofe von Königsmund nämlich als Zofe von Lady Margaery Tyrell, der baldigen Ehefrau des sadistischen Kindkönigs Joffrey Baratheon. Durch Sie machen Sie auch erste Bekanntschaft mit Peter Dinklage als Tyrion Lannister und Lena Heady als Cersei Lannister.
Grafik mit Makel
Das Videospiel „Game of Thrones“ greift die Präsentation der TV-Serie stilgerecht auf. Telltale Games unterlegt seinen typischen Comic-Stil mit einem zusätzliche Filter, sodass alle Szenen anmuten, als hätte man sie mit Ölfarbe gemalt. Die auch im Fernsehvorbild auftretenden Figuren sehen ihren Vorbilder dennoch ausgesprochen ähnlich und wurden sogar – leider etwas lustlos – von ihren Darstellern synchronisiert. Der Wiedererkennungswert ist also enorm!
Größter Nachteil: „Game of Thrones“ ist ausschließlich auf Englisch erhältlich. Es enthält weder deutsche Untertitel, noch deutsche Sprachausgabe. Aufgrund der teils ungewöhnlichen Akzente sind daher gute Sprachkenntnisse empfehlenswert. So schön die Präsentation aber insgesamt auch sein mag, einige kleine Makel gibt es dennoch: So wirken die Gesichter einiger Nebendarsteller steif und unnatürlich. Selbst Lady Margaery sieht aus, als hätte sie sich einer Schönheitsoperation zu viel zugemutet. Darüber hinaus bewegen sich die Figuren recht hölzern, und gelegentlich kommt es zu kleineren Grafikfehlern.
Bekanntes Gameplay
Die Geschichte hinter „Iron from Ice“ ist spannend und die vielen kleinen, schwelenden Konflikte tragen das Spiel über einige kleine Länge hinweg. Ähnlich wie schon in „Tales from the Borderlands“ oder auch „The Walking Dead“ setzt Telltale Games erneut den Fokus klar auf die Geschichte. Heißt im Klartext: Sie haben als Spieler haben nur minimale Interaktionsmöglichkeiten.
In Dialogen legen Sie Antworten fest und geben damit immer wieder den Fortlauf der Geschichte vor. Dazwischen lockern kleine Actionpassagen – beispielsweise besagter Kampf auf dem Schweinehof der Tuttles – das Spiel ein wenig auf. Fordernd sind diese Aufgaben nicht, sie stören aber auch nicht weiter. Trotz aller Wahlmöglichkeiten und möglicher Konsequenzen erzählt „Game of Thrones“ eine geradlinige Geschichte, der in „Episode 1 – Iron from Ice“ noch ein wenig die Schockmomente fehlen. Doch als Grundstein für die kommenden Folgen ist der erste Teil allemal gelungen.
Urteil: Game of Thrones – Episode 1
Ein gelungener Einstieg in die erste, interaktive Staffel von „Game of Thrones“. Die Folge macht neugierig auf mehr. Auch wenn die dramatischen Höhepunkte ausbleiben, beeindruckt der spielbare Film mit seinen glaubwürdigen Charakteren, viel Atmosphäre und hohem Wiedererkennungswert. „Game of Thrones“-Fans greifen in jedem Fall zu.
Testnote:
- Spannende Geschichte
- Drei spielbare, liebenswerte Charaktere
- Hoher Wiedererkennungswert
- Keine deutschen Texte – weder Untertitel, noch Sprachausgabe
- Hölzerne Animationen
- Spielerisch sehr anspruchslos