„Guitar Hero Live“: Die Rückkehr der Videospiel-Rocker
Musikspiele sind im Jahr 2015 wieder angesagt. Wie schlägt sich das Comeback von „Guitar Hero“?
Von Olaf Bleich
Musikspiele wie „SingStar“, „Rock Band“ oder „Guitar Hero“ waren lange Jahre der Hit auf jeder Party. Doch irgendwann verstummten die Plastikgitarren und verstaubten in den Schränken der früheren Hobby-Rocker. Dieses Jahr aber feiern die Musikspiele ihr Comeback. Und ganz besonders „Guitar Hero Live“ für PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One und Wii U setzt mit frischen Klampfen und spannenden Online-Optionen auf handfeste Innovationen.
Neue Instrumente sorgen für Umgewöhnung
Mächtiger Dämpfer für Guitar-Hero-Veteranen: Sie dürfen ihre alten Gitarrencontroller in Guitar Hero Live nicht benutzen. Entwickler FreeStyle Games – bekannt durch „DJ Hero“ – führt neue Instrumente mit einer anderen Schalteranordnung ein. Statt fünf farbigen Knöpfen in einer Reihe finden nun sechs in zwei Dreierreihen angeordnete Schalter ihren Platz am Gitarrenhals.
Am eigentlichen Spielprinzip hat sich hingegen nichts geändert: Sobald ein Lied beginnt, schwirren sofort farbige Symbole über den Noten-Highway. Schwarze Pfeile müssen Sie mit der unteren Tastenreihe und weiße Spitzen mit der oberen Reihe greifen und diese an dem stilisierten Plektrum am Gitarrenkorpus anschlagen. Für viele Musikspiel-Kenner dürfte die Steuerung zunächst eine große Umgewöhnung bedeuten. Schließlich muss man nun besonders in den höheren Schwierigkeitsstufen weiter umgreifen, um fortgeschrittene Noten überhaupt zu erwischen.
Gitarrenstunde für Einsteiger
Die Entwickler geben sich dafür löblicherweise redlich Mühe, Neulinge und Wiedereinsteiger abzuholen. Ein Tutorialvideo mit einem kauzigen Roadie in der Hauptrolle führt den Spieler in die Grundsteuerung ein. Später helfen fünf gut aufeinander abgestimmte Schwierigkeitsgrade, das eigene Niveau langsam zu verbessern.
Im Gegensatz zu früheren Titeln der Serie geht es in Guitar Hero Live nicht darum, mit Freunden eine ganze Band aufzubauen – dieses Feld überlässt Publisher Activision dem ebenfalls vor Kurzem erschienen Konkurrenten „Rock Band 4“ von Mad Catz. Zwar kann man via USB-Erweiterung Mikrofon und zwei Gitarren anschließen, doch letztlich gibt es nur eine typische Gitarrenspur, und selbst der Gesang rückt aufgrund fehlender Optionen sichtlich in den Hintergrund. Schade zudem: Es fehlen klassische Versus- oder Duell-Spielarten.
Das virtuelle Publikum beglücken … oder auch nicht
Im Karrieremodus arbeiten sich Möchtegern-Rocker durch eine Reihe unterschiedlicher Events und Festivals. Diesmal ist man aber nicht Teil einer Comic-Rockkombo. Stattdessen inszeniert das Spiel die Auftritte mit live gefilmten Bands und echten Zuschauern.
https://www.youtube.com/watch?v=rAXEsvlRgc8
Diese wiederum reagieren dank moderner Schnitttechnik dynamisch auf die Fertigkeiten des Spielers. Trifft er alle Töne und rockt mächtig die Bude, feiern ihn Fans und Bandkollegen. Versemmelt man hingegen zu viele Soli, brandet einem schnell der Zorn von Zuschauern und Kollegen entgegen. Erst gibt es böse Blicke – und im schlimmsten Fall weinen sogar die Teenager in der ersten Zuschauerreihe.
Diese besonders in den ersten Stunden spannende Inszenierung hat jedoch ihren Preis: Man hat keinerlei Einfluss auf die Musikauswahl oder auf den eigenen Karriereweg. Stattdessen spielt man sich durch vorgefertigte Playlists an vorgegebenen Orten. So ist Guitar Hero Live zwar toll und atmosphärisch präsentiert, auf Dauer aber auch vergleichsweise linear und eintönig.
Der vollständige Artikel ist am 26. Oktober 2015 bei T-Online erschienen.