„Infamous – Second Son“: Sonys neue Superkräfte

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„Iron Man“ trifft „The Amazing Spider-Man“: COMPUTER BILD SPIELE hat die PS4-exklusive Open-World-Action angespielt – und ist von Präsentation und spielerischem Anspruch begeistert!

Von Benjamin Kratsch/bpf

Es gibt diesen einen Moment, in dem sich „Infamous – Second Son“ richtig friedlich anfühlt. Diese zwei Sekunden, in denen COMPUTER BILD SPIELE die 1:1 nachgebaute US-Metropole Seattle aus dem Himmel betrachtet, nachdem sich Protagonist Delsin Rowe durch eine Spezialattacke nach oben katapultiert hat: Neonlichter durchziehen Straßenzüge, von links nähern sich Protestmärsche, rechts halten gepanzerte Fahrzeuge, aus denen Elitesoldaten strömen. Die Luft ist mit Blei vergiftet. Ist dieser Moment vorbei, schaltet der PS4-Exklusivitel wieder in den Nonstop-Action-Modus. Wie Robert Downey Jr. alias Iron Man zischt Delsin Rowe Richtung Boden, hebt die Hand und feuert Projektile ab. Doch das neue „Infamous“ bietet nicht nur Anarchie, satte Action, exzellente Lichteffekte und Figuren, die so lebensecht wirken, dass man sie für reale Schauspieler hält. Es ist auch ein moralisch aufwühlendes Spiel. Es scheint, als wäre da ein echter PS4-Blockbuster unterwegs …

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Antiheld mischt Seattle auf

Delsin Rowe ist das Gegenteil des klassischen Heldentyps: Er trägt Baggypants und wilde Tattoos, besprüht die Stadt mit Graffitis und hält nicht viel von dieser Gesellschaft, die schon bald seine Hilfe braucht. Dann rückt das Department of Unified Protection (kurz: DUP) mit einer ganzen Armee in Seattle ein und teilt die Metropole in stark gesicherte Festungsringe auf. Seit dem letzten „Infamous“-Ableger gelten Menschen mit besonderen Fähigkeiten als Bio-Terroristen. Sie als Spieler sind auf der Suche nach Conduits – jenen Mutanten, die schon die Vorgängertitel geprägt haben.

Wie im Kinofilm „The Amazing Spider-Man“ erfährt Delsin mehr durch Zufall von seinen Kräften, genießt zunächst seine Überlegenheit und muss dann recht schnell Verantwortung übernehmen. Immer wieder treffen Sie in Zwischensequenzen Entscheidungen: Können Sie Abigail Walker wirklich vertrauen? Einer Hippie-Conduit-Lady mit wilder Frisur, die nach dem Selbstjustiz-Prinzip Drogendealer tötet? Oder sollten Sie doch lieber auf Ihren Bruder Reggie hören, der als gesetzestreuer Polizist Abigail einsperren will?

Moralische Komponente

In jedem Fall hat Ihre Entscheidung Folgen: Stoßen Sie Reggie zur Seite und bedrohen ihn, riskieren Sie die Freundschaft mit Ihrem Bruder, sammeln aber Pluspunkte bei Abigail. Dann nehmen Sie mit ihr eine wehrlose Gruppe von Lifeline-Protestlern auseinander, die sich gegen die Conduit auflehnen.
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Kompromisslos bearbeitet Delsin seine Gegner, während sich das Graffiti einer düsteren Krähe rot färbt. Das bedeutet: Sie bestreiten nun den dunklen Pfad, der ähnlich wie in den Vorgängertiteln andere Spezialattacken freischaltet als der gute Weg. Design-Director Nate Fox von Entwickler Sucker Punch empfiehlt, das Spiel zweimal durchzuspielen, um sämtliche Facetten der Handlung zu erleben. Letztlich basieren jedoch alle Attacken auf den gleichen Elementen: Rauch und Neon. Was Sie daraus machen, bleibt Ihnen überlassen.

Ein Hauch Taktik

Neben den Angriffen lebt das Spiel von seiner Dynamik und Schnelligkeit. Es spielt sich wie „Assassin’s Creed“ auf Speed – mit dem Unterschied, dass Sie dank der Neon-Energie Wände hochsprinten können und so schnell sind, dass Sie ganze Stadtviertel in wenigen Minuten passieren. Nur die Aufgaben in der Anspielsession waren recht austauschbar: „Finden Sie das Drogenboot“, „Markieren Sie das Haus“, „Jagen Sie alles in die Luft“ …

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Das in der Demo leicht einfallslose Missionsdesign wird der taktischen Komponente des Spiels nämlich kaum gerecht. Sie dürfen immer nur eine Kraft einsetzen und wägen deshalb ständig ab: Neon arbeitet präzise und funktioniert perfekt gegen Scharfschützen. Rauch ist explosiver, macht mehr Flächenschaden und bietet sich an, um einen Schornstein hochzujagen oder eine Basis lautlos zu infiltrieren. Die richtige Taktik entscheidet über den Erfolg der Mission.

Prognose: Infamous – Second Son

Einfallsreich, technisch stark und spielerisch erfrischend: Die ersten zwei Stunden in „Second Son“ hinterlassen einen erstklassigen Eindruck. Die Atmosphäre stimmt bislang. Entwickler Sucker Punch muss sich in der finalen Version aber dringend vom simplen Strickmuster seiner Missionen verabschieden. Die fühlen sich derzeit mehr wie Botengänge an und passen nicht zu einem Spiel, das so viel Superhelden-Flair versprüht. Stimmt im fertigen Spiel also auch die Missionsvielfalt, wird „Infamous – Second Son“ ein ganz großer Knaller für die Playstation 4!

Erscheinungstermin „Infamous – Second Son“: 21. März 2014 für Playstation 4.
InFAMOUS 3 – Second Son
InFAMOUS 3 - Second Son
Plattform:
PS4
Datum: 21.03.2014
Preis: ab € 59,99
USK: ausstehend

Erschienen bei COMPUTER BILD SPIELE am 12. Februar 2014.