„Submerged“: Die Entdeckung der Langewei… Langsamkeit

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Gewalt und Komplexität gibt es in „Submerged“ nicht, nur Exploration und Atmosphäre. Auf Entschleunigung als Konzept müssen sich Spieler erst einmal einlassen.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

Unheimliche, mit eitrigen Beulen überzogene Kreaturen beobachten das Mädchen Miku und Taku, ihren jüngeren Bruder, der verletzt auf einer Trage liegt. Die Geschwister schlafen friedlich, auch die Wesen geben kein Geräusch von sich. Einzig melancholische Klaviermusik, das Kreischen der Möwen und das Rauschen des Wassers sind zu hören, während die Nacht hereinbricht.

Miku und Taku sind die Hauptfiguren von Submerged. Eine Besonderheit des seit vergangener Woche für PC, Xbox One und Playstation 4 (ca. 20 Euro) erhältlichen Abenteuerspiels: Hier gibt es weder Waffen noch Kämpfe, auch sterben oder scheitern können Spieler nicht. Alles dreht sich um die Erkundung der Spielwelt. Submerged (auf Deutsch: „Versunken“) wirkt wie ein unaufgeregter Gegenentwurf zu den vielen zeitgleich auf der Gamescom präsentierten Actionspielen und Blockbustern.

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Es ist ein kleines Spiel eines kleinen, aber erfahrenen Entwicklerteams aus Australien. Das 2011 gegründete Indiestudio Uppercut Games besteht aus lediglich sechs Mitarbeitern, von denen einige dafür schon an erfolgreichen Titeln wie Fallout TacticsBioShock 2 und XCOM mitgearbeitet haben.

Keine Waffen, keine Kämpfe, kein Tod

Mit Submerged habe man ein gewalt- und waffenloses Explorationsspiel erschaffen wollen, in dem jeder Spieler „in seinem eigenen Tempo“ eine überschwemmte Stadt erforscht und nach Vorräten für Mikus kranken Bruder sucht, schreibt Ed Orman von Uppercut Games in einem Blogeintrag. Und in der Tat: Wie man an Submerged herangeht, wirkt sich direkt auf die Immersion aus. Wer durch das Spiel hetzt, wird nur wenig von seiner Subtilität erfahren.

Denn vordergründig bietet es lediglich die rudimentären Gameplay-Mechanismen bekannter Third-Person-Abenteuerspiele: Man schippert mit dem Boot übers Wasser wie in The Legend of Zelda: The Wind Waker und klettert im Stil von Assassin’s Creed Häuserfassaden empor. Das war’s allerdings auch schon. Das klingt erst einmal nach sehr wenig „Spiel“ – für Hardcore-Gamer, die eher in der Dark-Souls-Liga unterwegs sind, ist Submerged nichts.

Zumal jeder Tag in Submerged gleich abläuft: Morgens steigt man mit Miku ins Boot, fährt durch die gefluteten Straßen der Wasserstadt und versucht, möglichst viele Bereiche der Umgebungskarte aufzudecken. Ein Teleskop mit Zoomfunktion hilft dem Spieler, die insgesamt zehn Rationskisten – verteilt auf Schauplätze wie ein verlassenes Hotel, eine Bibliothek, ein Krankenhaus oder ein Rathaus – ausfindig zu machen. Diese Orte kann man beliebig ansteuern, darf das Boot dann verlassen und mithilfe von Rohren, Pflanzenranken und Mauervorsprüngen bis auf die Spitze des jeweilige Gebäudes klettern, wo dann die Vorratskiste steht. Das ist spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll gelöst, da Abstürzen unmöglich ist und man durch beharrliches Ausprobieren in jedem Fall irgendwann oben ankommt.

Weiterhin sind in der Spielwelt neben etlichen Turbozündern (sie lassen das Boot für ein paar Sekunden schneller fahren), acht Monumenten und ebenso vielen Tierarten 60 Geheimnisse versteckt, die, wie alles in Submerged, in Form von Petroglyphen Hintergrundinformationen zur der namenlosen Stadt liefern. Um an die Extras zu gelangen, bedarf es schon ein wenig mehr Entdeckergeist, Kletterkunst und Ausdauer, aber auch diese Aufgaben meistern erfahrene Spieler problemlos. Wenn man dann noch die recht kurze Spielzeit von Submergedaddiert, dessen Kampagne selbst Gelegenheitsspieler in etwa vier Stunden absolviert haben, könnte man schnell zu dem Schluss kommen, dass die Entwickler hier einen kolossalen Langweiler abgeliefert haben.

Der vollständige Artikel ist am 13. August 2015 bei Zeit Online erschienen.