Trials Fusion: Crash, Boom, Bestzeit!

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Der Nachfolger zum Xbox-Live-Hit hat es wieder in sich: Die futuristischen Zweirad-Parcours meistern nur echte Könner – das hier ist das „Dark Souls“ unter den Rennspielen.

Von Olaf Bleich

Härter ist manchmal eben doch besser: Das Geschicklichkeitsspiel „Trials HD“ vom finnischen Entwicklerstudio RedLynx wurde seit seinem Erscheinen im Jahr 2009 von mehr als 1,5 Millionen Xbox 360-Spielern heruntergeladen. Mit „Trials Fusion“ folgt noch in diesem Jahr der Nachfolger für PCXbox OneXbox 360 und PS4. An der Grundausrichtung ändert sich nichts: Auch in Trials Fusion beißen sich Fingerakrobaten mit ihrem Bike wieder die Zähne an kniffligen Umgebungsrätseln aus. T-Online Spiele war zu Besuch in Finnland und hat das vielversprechende Spiel ausführlich unter die Lupe genommen.

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Eine Frage der Physik

Trials Fusion ist schnell erlernt, aber schwer zu meistern. Der Spieler steuert steuern einen Motorradfahrer aus der Seitenperspektive über herausfordernde Parcours. Anders als in den Vorgängern spielt Trials Fusion nicht mehr in der Gegenwart, sondern in einem Science-Fiction-Szenario. Speziell im ersten der insgesamt acht Themenblöcke brettert man durch helle Großstädte, Industrieparks und Windanlagen.

Um Felsen, Rampen und andere Hindernisse zu bewältigen, kontrolliert man mit den Schultertasten Gas und Bremse und beeinflusst mit dem linken Analog-Stick die Körperhaltung des Piloten. Durch das realistische Physik-Modell verändert man so den Schwerpunkt und damit auch die Dynamik der Maschine selbst. Fährt man beispielsweise einen Berg hoch und drückt den Stick nach vorne, bekommen die Reifen mehr Grip. Würde man stattdessen den Knüppel nach hinten ziehen, ist der Ausflug nach einem veritablen Crash beendet.

Nach Perfektion streben

Klasse: Die insgesamt über 60 Karten warten immer wieder mit Überraschungen auf. Mal schwenken plötzlich Plattformen herbei, mal entstehen neue Eingänge. Ziel ist es, den Kurs möglichst schnell und fehlerfrei zu absolvieren. Dafür erhält man Medaillen, die wiederum neue Karten und Kapitel freischalten. Zudem gibt es 57 Gegenstände zum Individualisieren der eigenen Spielfigur. Dabei geht das futuristische Szenario auch an Mensch und Maschine nicht spurlos vorüber: Den Piloten schraubt man etwa kurzerhand Robotergliedmaßen an den Körper oder verpasst ihnen einen „Mad Max“-Strahlenanzug. Einfluss auf das Spiel haben diese witzigen Gimmicks allerdings nicht.

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Wenn Pinguine Tennis spielen

Was sich in der Theorie einfach anhört, ist in Trials Fusion ein knallharter Lernprozess. Trotz umfangreicher Tutorials sind die meisten Strecken eine große Herausforderung, da die Hindernisse perfektes Timing an Analog-Sticks und Knöpfen erfordern. Wenden in der Luft oder das Abstoppen des Bikes an Mauern gehören da noch zu den Grundübungen.

Pro Strecke gibt es drei so genannte Challenges. Dabei handelt es sich nicht selten um versteckte Späße der Entwickler: In einem Sumpfgebiet muss man etwa auf einer elektrisch aufgeladenen Turbine landen und stehen bleiben. Dann senkt sich das Triebwerk ab und grillt die Piranhas im Fluss. An anderer Stelle spielen Sie mit Pinguinen Tennis oder sprengen gar deren Behausung in die Luft. Und als wäre das noch nicht genug, endet jeder Kurs mit einem Knalleffekt: Sobald der Pilot die Ziellinie überquert hat, fallen plötzlich Häuser in sich zusammen, Windräder kollabieren oder Raketen explodieren – RedLynx geizt eindeutig nicht mit verrückten Ideen.

Trickserei hoch zwei

Trials Fusion spielt sich sehr ähnlich wie seine Vorgänger, baut allerdings ein neues Trick-System ein. Bei langen Sprüngen setzt man nun mit Hilfe der beiden Analog-Sticks zu waghalsigen Manövern an. Mit dem linken Knüppel kontrolliert man die Position der Maschine, mit dem rechten werden die Tricks ausgeführt. Abhängig von der Position, in der sich das Bike gerade befindet, variieren die Aktionen.

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Obwohl das System sehr intuitiv daher kommt, erfordert es doch einige Übung, um Motorrad und Tricks simultan mit beiden Daumen zu koordinieren. Auf den FMX-Tracks entscheidet nicht die Zeit, sondern lediglich die erreichte Punktzahl. In den Skill-Games dagegen haben sich die Designer einmal mehr ausgetobt. Hier gibt es Spezialaufgaben, die abgedrehter kaum sein könnten. In „Krank“ darf beispielsweise das Motorrad nicht stehen bleiben, und obendrein müssen ausreichend Tricks vollführt werden, damit der Adrenalinpegel nicht gegen Null sinkt.

XXL-Spielumfang

Im Einzelspielermodus umfasst Trials Fusion acht Kapitel mit insgesamt 60 Strecken, die man mit vier Motorrädern, einem Fahrrad und dem Panda-Quad bewältigt. Allerdings bietet das Spiel auch umfangreiche Online-Funktionen. Zu jeder Strecke werden im Hauptmenü sofort Ranglisten mit den Bestzeiten anderer Fahrer eingeblendet – die ultimative Motivationshilfe. Zudem baut man per Editor eigene Karten. Die Kreationen lädt man anschließend hoch, und die Community kann diese dann weiterverwenden und natürlich auch bewerten.

Die Gemeinschaft macht’s

Im Mehrspieler-Modus fahren vier Teilnehmer parallel gegeneinander. Hier sind die Kurse leichter, dafür werden die Spieler für Fehler mit Punktabzug bestraft. Schafft man es nicht ins Ziel, geht man sogar ohne Punktprämie ins nächste Rennen. Die Strecken sind hier simpler gehalten, da die Entwickler auch Einsteigern noch eine kleine Erfolgschance lassen wollten. Insgesamt wird es rund ein Dutzend Strecken für den Mehrspielermodus geben.

Was uns gefällt

Trials Fusion ist das „Dark Souls“ unter den Rennspielen. So frustrierend es manchmal sein kann, so toll ist das Gefühl, endlich eine Strecke mit einer Goldmedaille erobert zu haben. Die vielen versteckten Extras motivieren zudem zum Weiterspielen und zeigen überdeutlich, wie viel Kreativität in dem Projekt steckt.

Was uns nicht gefällt

Die brandneue Trick-Steuerung auf den FMX-Tracks ist gewöhnungsbedürftig und noch ein wenig fummelig. Zudem bleibt abzuwarten, wie die treue Community den Preisanstieg verkraftet: Die Boxed-Versionen werden rund 40 Euro kosten. Wer sich das Spiel hingegen via Steam oder den Download-Stores für Xbox One und PS4 herunterlädt, zahlt nur die Hälfte.

Fazit

Trials Fusion ist ein vorsichtiger Nachfolger und macht bereits in der Vorschau-Version fast nichts falsch. Die teils brachial schweren Hindernisstrecken sind herrlich herausfordernd und motivieren mit vielen versteckten Extras. Kurzum: Wer Trials HD mochte, der wird mit Trials Fusion sofort eine Spritztour wagen wollen.

Infos zum Spiel

Titel: Trials Fusion
Genre: Geschicklichkeits-Rennspiel
Publisher: Ubisoft
Hersteller: RedLynx
Release-Termin: 16. April 2014 (Download-Version) / 17. April 2014 (Boxed-Version)
Preis: zirka 20 Euro (Download) / zirka 65 Euro (Boxed)
System: PC, PS4, Xbox 360, Xbox One
USK-Freigabe: Noch nicht bekannt
>Einschätzung: Sehr gut

Erschienen am 19. März 2014 bei T-Online.