Vermittlungsportal Spieletester.eu – Betrug am Spieler?

GameStar

Die neusten, noch unveröffentlichten Spiele für große Publisher testen und dafür auch noch Geld bekommen? Klingt nach einem Traumjob – und die Website Spieletester.eu will ihn wahr machen. Doch das angebliche Vermittlungsportal wirbt offensichtlich mit leeren Versprechen. Eine Chronologie unserer Recherchen.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper 

Nicht nur Spielejournalisten, auch die für die Qualitätssicherung der Publisher verantwortlichen Tester dürfen neue Titel oft weit vor ihrem offiziellen Erscheinungstermin ausprobieren. Spielen und dafür bezahlt werden? Für viele Menschen ein Traumjob. Auch für GameStar-Leser M., der anonym bleiben möchte. „Wie für jeden leidenschaftlichen Spieler wäre es für mich ein großer Traum dafür bezahlt zu werden, mich mit Spielen auseinanderzusetzen“, betont er im Gespräch.

Als M. Anfang Februar 2016 im Netz nach Stellen recherchiert, landet er rasch auf der Website Spieletester.eu. Kein Wunder: Gibt man auf Google »Spieletester« oder »Spieletester werden« ein, wird das Onlineportal weit oben in den Suchergebnissen angezeigt. Was M. dort zu lesen bekommt, klingt toll: Spieletester.eu wirbt mit dem Slogan »Wir verwirklichen deinen Traum!« und gibt an, seit 2013 „mehr als 8.000 Menschen“ als Spieletester an die Hersteller vermittelt zu haben. Allein „im letzten Monat“ habe man „452 zufriedene Kunden“ gehabt.

"Bekannt aus GameStar"? Nein, denn GameStar hat noch nie über Spieletester.eu berichtet.

„Bekannt aus GameStar“? Nein, denn GameStar hat noch nie über Spieletester.eu berichtet.

Auch die weiteren Versprechen wecken hohe Erwartungen: „Durch uns die größten Chancen, wirklich Spieletester – bei sehr hohem Lohn – zu werden!“, „Zugang zu bisher unveröffentlichten Spielen!“, „Beeinflusse brandneue Spiele durch deinen Test!“ oder „Erhalte kostenlose Hardware (Konsolen, Headset, etc.) zum Spieletest“, heißt es da. Weiterhin bekomme „jeder 300. Teilnehmer“ eine PlayStation 4, und obendrein gehe bei erfolgreicher Vermittlung eine Spende in Höhe von einem Euro an SOS-Kinderdorf. Es wirkt zu schön, um wahr zu sein. Und ist es auch.

Wer wissen will, was Betroffene tun können, springt einfach direkt zu unserem Interview mit dem Anwalt.

Hoffen auf den Traumjob

Da Spieletester.eu zu diesem Zeitpunkt noch mit „Bekannt aus Bild, GameStar und Gamescom“ wirbt, als Referenzen namhafte Firmen wie Blizzard, Oculus oder Valve angibt, schicke Artworks von Spielehits à la The Last of Us verwendet und alles mit den offiziellen Logos unterlegt, wirkt die Website auf M. vertrauenswürdig. Selbst als er die AGB liest und von der einmaligen Anmeldegebühr in Höhe von 19,95 Euro erfährt – laut Spieletester.eu ein „nur diesen Monat gültiger Aktionspreis“ -, wird er nicht misstrauisch.

„Ich sah die Seite einfach als eine Chance an, meinen Traum zu realisieren“, sagt M. Er meldet sich bei Spieletester.eu an und verfasst mit viel Herzblut die von den Betreibern empfohlene Proberezension. „Ich schrieb eine recht ausführliche Review zu Destiny“, so der langjährige Spieler. Einige Tage Bedenkzeit später überweist er dann die geforderte Summe.

„Auf den ersten Blick wirkte die Seite nicht unseriös, und bis auf die 20 Euro hatte ich ja nichts zu verlieren“, begründet er seine Entscheidung. Nachdem M. der per E-Mail verschickten Aufforderung, den Account zu bestätigen, nachgekommen ist, wird sein Spieletester.eu-Konto am 14. Februar freigeschaltet. Und dann passiert: nichts.

Spieletester.eu warb bis vor Kurzem noch mit hochtrabenden Versprechungen und strich für seine angeblichen Leistungen 19,95 Euro Gebühr ein. Seit unserer Kontaktaufnahme und hartnäckigem Nachbohren ist das Angebot kostenlos.

Spieletester.eu warb bis vor Kurzem noch mit hochtrabenden Versprechungen und strich für seine angeblichen Leistungen 19,95 Euro Gebühr ein. Seit unserer Kontaktaufnahme und hartnäckigem Nachbohren ist das Angebot kostenlos.

M. wartet einige Tage, schaut sich in dieser Zeit ein wenig im Internet um und stellt fest, dass die der Facebook-Seite von Spieletester.eu keinerlei Aktivitäten verzeichnet. So langsam beschleicht ihn ein ungutes Gefühl. Am 22. Februar schreibt seine Freundin an die Kontakt-Mailadresse von Spieletester.eu und fragt höflich nach, ob die Firma denn überhaupt noch aktiv sei.

Eine Antwort? Ist bis heute ausgeblieben. M. ahnt zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er auf eine Betrugsmasche hereingefallen ist. In seiner Verzweiflung – und weil er andere warnen will – wendet er sich mit einem Leserbrief an das Magazin seines Vertrauens. Hier kommen wir ins Spiel.

Der vollständige Artikel ist am 29. März 2016 bei GameStar erschienen. Außerdem ist er in den Print-Ausgaben von GameStar und GamePro zu finden.