Warum Elektroautos künstlich lauter gemacht werden sollen

WIRED

Um Fußgänger und Radfahrer vor Unfällen zu schützen, müssen Elektroautos in den USA ab 2019 spezielle Töne von sich geben.

Aber warum sind solche Warnsignale überhaupt nötig? Und wie könnten die E-Mobile klingen? Die UN, ein EU-gefördertes Projekt und die Autoindustrie arbeiten schon an Lösungen.

Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

Mehr als die Hälfte der Deutschen stört der Lärm, der durch den Straßenverkehr verursacht wird. Der Krach wirkt sich darüber hinaus negativ auf die Gesundheit aus, kann zum Beispiel das Risiko für Depressionen und Herzschwäche erhöhen.

Durch Elektroautos könnte es in den Städten der Zukunft jedoch deutlich geräuschloser werden, ihre Motoren sind extrem leise. Ein Segen für die Ohren, sollte man meinen. Doch viele sehen in leisen E-Mobilen auch eine neue Gefahrenquelle – unachtsame Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Sehbehinderung können die heranfahrenden Autos nicht mehr ohne weiteres übers Gehör orten.

Um Unfälle mit leisen Elektroautos zu verhindern, hat in den USA der Gesetzgeber reagiert. Ein Beschluss der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) sieht vor, dass reine Elektro-, aber auch Hybridfahrzeuge bei einer Geschwindigkeit von bis zu 19 Meilen pro Stunde – umgerechnet rund 30 km/h – einen Ton von sich geben müssen.

Eine Arbeitsgruppe der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) hat schon im März 2016 einen Lösungsvorschlag erarbeitet. Beispielweise wäre ein Warnton denkbar, der je nach Geschwindigkeit und Fahrtrichtung variiert. Die Kommission denkt an eine Lautstärke von 50 Dezibel bei einer Vorwärtsgeschwindigkeit von bis zu 20 km/h und an 47 Dezibel, wenn das E-Auto rückwärts fährt. Wichtig dabei: Die EU-Richtlinie verbietet Töne, die wie Hundegebell, Glockengeläut oder wie Sirenen und Melodien klingen. Deshalb schlägt die UNECE für ihr künstliches Geräusch, das Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS), diesen Klang vor.

Das neue Gesetz betrifft allerdings nur elektrifizierte Fahrzeuge mit vier Rädern und einem Gewicht von unter 4,5 Tonnen. Ab September 2019 müssen alle Autos, die diese Kriterien erfüllen, mit einem entsprechenden Sound Emitting Device ausgestattet sein. Wie dieses Gerät funktionieren oder wie es klingen soll, gibt die NHTSA nicht vor – darum sollen sich die Autobauer selbst kümmern.

Der vollständige Artikel ist am 17. November 2016 bei WIRED erschienen.